Transitarbeit als Chance für den Arbeitsmarkt

Jugend am Werk GF Walerich Berger Jugend am Werk GF Walerich Berger
Auch wenn sich das alte Jahr erfreulicher als ursprünglich prognostiziert verabschiedet hat – Ende Dezember hatten in der Steiermark noch immer 54.411 Menschen keinen Job am ersten Arbeitsmarkt.

Besonders betroffen sind nach wie vor Ältere, Langzeitarbeitslose und Frauen, die den Wiedereinstieg nicht alleine schaffen.

Dass Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte dieser Personengruppe eine sinnvolle Alternative bieten und oftmals vor der beruflichen Endstation bewahren, beweisen Studien und Erfolgsbeispiele.

„Ordination Dr. Semlitsch, was kann ich für Sie tun?“ Routiniert nimmt Ordinationsassistentin Martina Reiner Anrufe entgegen und koordiniert PatientInnen-Termine. Das war nicht immer so. Aus gesundheitlichen Gründen konnte die dreifache Mutter ihren Job in der Gastronomie nicht mehr weiter ausüben. Nach knapp eineinhalb Jahren Arbeitslosigkeit bekam Frau Reiner im Herbst 2015 über das AMS dann eine Stelle bei Jugend am Werk „inservice“. „Bei inservice habe ich alles gemacht. Putzen, Rasen mähen, siedeln.“

Über Transitarbeit (wieder) Arbeit finden. Inservice ist eines von drei sogenannten Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten (GBP), das Jugend am Werk in der Steiermark im Auftrag des AMS und des Landes Steiermark anbietet. In den letzten Jahren haben sich GPB nachweislich zu einem effizienten arbeitsmarktpolitischen Instrument entwickelt. Transitarbeitsplätze in GBP verbesserten die Erwerbsbeteiligung und die Reintegrationschancen der geförderten arbeitslosen Menschen im Durschnitt signifikant, wobei Frauen und ältere Arbeitskräfte überproportional von der Förderung profitieren, schlussfolgert auch eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung WIFO.

Neben fachlicher Schulung wird im Rahmen von Einzel- und oder Gruppencoachings auch sozialpädagogische Unterstützung angeboten. Martina Reiner etwa fühlte sich erst durch diese Coachings bestärkt, eine Ausbildung zur Ordinationsassistentin zu beginnen. Mit Erfolg: Heute nimmt sie Blut ab, macht EKGs, hat einen geregelten Tagesablauf und verdient ihr eigenes Geld, was ihr nicht nur ihre Existenz sichert, sondern auch Gewissheit bringt, wieder Teil der Gesellschaft zu sein.

Zukunftsmodell erweiterter Arbeitsmarkt. Jährlich werden rund 40.000 Menschen über das AMS für 3 bis 9 Monate in befristeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Vor dem Hintergrund eines zu erwartenden steigenden Bedarfs nach geförderter Beschäftigung wird dem zweiten, also geförderten und meist befristeten Arbeitsmarkt, künftig eine besondere Bedeutung zukommen. „Wir werden in Zukunft einen dauerhaften sozialen Arbeitsmarkt – wie auch immer dieser gestaltet ist – brauchen“, meint etwa Karl-Heinz Snobe, Landesgeschäftsführer AMS Steiermark. Jugend am Werk Geschäftsführer Walerich Berger schreibt gemeinnützigen Unternehmen in diesem Zusammenhang eine tragende Rolle zu.

„Jugend am Werk versteht sich als gestaltendes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Wir kennen den Markt und seine Spielregeln und sind in der Lage, zeitnah auf sich ändernde Bedürfnisse und Wünsche einzugehen.“ Ein erweiterter Arbeitsmarkt schließe außerdem alle Menschen ein. Berger: „Nur so würde es gelingen, beispielsweise auch für Menschen mit Behinderung echte Beschäftigungsverhältnisse zu ermöglichen.“

Gehalt statt Arbeitslosengeld. Teilnehmende in den GBP erhalten kein Arbeitslosengeld sondern während der Dauer der Beschäftigung ein kollektivvertraglich geregeltes Gehalt. Zudem werden meist soziale Dienstleistungen angeboten, die in der Region gefragt und in den regionalen Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialraum eingebettet sind; von Dienstleistungen wie Gartenarbeit, Entrümpelung oder Übersiedelungen über Officearbeiten, Mittagstisch und Catering bis hin zu Kleinreparaturen oder Reinigungsarbeiten.

Martina Reiner jedenfalls ist glücklich in ihrem neuen Job. „Für mich war inservice mehr als ein reiner Transitarbeitsplatz. Ohne die Unterstützung der FachtrainerInnen hätte ich nicht den Mut gehabt, mich neu zu orientieren.“

Jugend am Werk bietet derzeit in der Steiermark drei Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte an: „handwerk“ in der Region Liezen, die „Your Company“ im Großraum Graz und „inservice“ im Murtal. Die Teilnehmenden sind ehemals arbeitslose, manche sogar langzeitarbeitslose Menschen und meist Personen über 50.

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