Weniger Entbindungen mehr Qualität

Einschränkungen bei Wassergeburten führten zu spürbarem Rückgang in der Geburtenstatistik

Mit einer unerfreulichen Entwicklung im Bereich der Geburtshilfe sieht man sich in der Klinik Diakonissen Schladming konfrontiert.

So sind im vergangenen Jahr nur 200 Kinder in der entsprechenden Einrichtung des Krankenhauses entbunden worden.

Damit setzt sich der unerfreuliche Trend aus dem Jahr 2015 weiter fort, der nun zu einem Geburtenrückgang von rund 10 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 führte.

Als hauptverantwortlich für diese negative Entwicklung sehen die Verantwortlichen eine Steiermark weite Neuregelung im Bereich der Wassergeburten, die Ende 2015 in die Wege geleitet wurden. Dies führte dazu, dass diese beliebte Form der Spontangeburt im Haus mehrere Monate nicht durchgeführt werden konnte. Viele Mütter sind deshalb ins benachbarte Salzburg ins Krankenhaus Schwarzach ausgewichen.

„Die Wassergeburt ist bei uns im Haus eine sehr beliebte und gern wahrgenommene Methode. Rund 20 bis 25 Prozent aller Mütter entscheiden sich für diese Möglichkeit. Dies ist im Vergleich ein wirklich beachtlich hoher Wert, österreichweit sind es nur rund 5 Prozent aller Geburten“, erklärt Dr. Georg Fritsch, Ärztlicher Leiter in der Klinik Diakonissen Schladming. Bei den angehenden Müttern erfreut sich diese schonende Geburtsvariante nach wie vor großer Beliebtheit. „Solange wir dies nicht anbieten durften, sind die Frauen halt in Krankenhäuser in anderen Bundesländern ausgewichen“, betont Dr. Fritsch. So freute sich das Krankenhaus Schwarzach im


nahen Salzburger Pongau mehrere Monate lang über regen Zulauf aus der Steiermark. „Anhand der vorliegenden Statistiken können wir recht genau feststellen, dass die dortigen Zuwächse zu unseren Lasten passierten.“

Nachdem es bis zum Herbst 2015 keine Standards für Wassergeburten in der Steiermark gab, sahen sich die zuständigen verantwortlichen Behörden genötigt, einheitliche Vorgaben und Auflagen für Wassergeburten zu definieren. Dies führte dazu, dass in einigen Krankenhäusern diese Möglichkeit nicht mehr angeboten werden kann, in weiteren Kliniken sind umfangreiche infrastrukturelle und organisatorische Maßnahmen notwendig geworden. Das Krankenhaus Schladming erfüllte die neuen Standards schon vor der Neuregelung, trotzdem wurden bis zum Inkrafttreten der neuen Auflagen mehrere Monate lang alle Wassergeburten untersagt.

Seit Sommer 2016 sind nun in der Klinik Diakonissen Schladming wieder uneingeschränkt Wassergeburten möglich. Die Verantwortlichen rechnen deshalb schon in diesem Jahr damit, mit einer deutlichen Steigerung. Der Rückgang der vergangenen sollte mittelfristig wieder wettgemacht werden können.


Österreichweiter Vergleich schafft Klarheit: Gyn/Geb in Schladming mit überdurchschnittlicher Qualität

Dass auch die laufenden Diskussionen um etwaige Fehlleistungen in der Einrichtung für Geburtshilfe zu einem Vertrauensentzug durch die Patientinnen geführt haben könnten, glauben die Verantwortlichen im Haus nicht. „Das mag vielleicht in dem einen oder anderen Fall eine Rolle gespielt haben, von einem generellen Vertrauensentzug kann aber keine Rede sein – ganz im Gegenteil“, so Prim. Rainer Wawrik. Die Bevölkerung im Versorgungsgebiet hat nach Ansicht des stellvertretenden Ärztlichen Leiters nach wie vor großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und Qualitätsstandards der Einrichtung. „Wir merken dies in den täglichen Patientenkontakten. Und dieses Vertrauen besteht auch völlig zu Recht, wie österreichweit vergleichende Qualitätsstudien jedes Jahr belegen“, so Prim. Wawrik.

Seit Jahrzehnten nimmt die geburtshilfiche Einheit an österreichweit durchgeführten Untersuchungen teil, die eine vergleichende Beurteilung der Qualität erlauben. Prim. Wawrik: „Für unsere Qualitätskontrolle sind diese objektiv vergleichbaren Daten enorm wichtig. Es gibt uns eine von subjektiven Wahrnehmungen unabhängige Möglichkeit zum Vergleich mit anderen Kliniken.“ In allen wesentlichen Kriterien liegt die Einrichtung dabei besser als der österreichische Durchschnitt. „Wir haben mehr Spontangeburten, weniger Interventionen und trotzdem gleichzeitig überdurchschnittliche Vitalparameter bei den Neugeborenen. Die Fakten in dieser Statistik liefern einfach unwiderlegbare Daten.“


Status staatsanwaltliche Ermittlungen Vier Fälle werden derzeit untersucht

Nach dem im Vorjahr publik gewordenen tragischen Fall um einen verstorbenen Säugling wurden Geburten bis zum Jahre 2010 umfangreich analysiert. Dabei traten insgesamt acht untersuchungswürdige Vorfälle zu Tage. In vier dieser Fälle wurden die Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft bereits wiedereingestellt. In der Klinik wurden seit 2010 1.585 Kinder zur Welt gebracht. Die vier jetzt von der Staatsanwaltschaft zu untersuchenden Fälle entsprechen demnach einer Quote von nicht einmal vier Promille. Und dies in einem ausgewiesenen Hochrisikofach wie Gynäkologie und Geburtshilfe.

„Wir bedauern jeden einzelnen Fall, bei dem bei der Geburt Schaden an Mutter oder Kind entsteht. Insbesondere dann, wenn dies eventuell durch individuelle Fehleinschätzungen von involvierten Mitarbeiterinnen verursacht wurde“, versichert Prim. Wawrik. Seitens der Verantwortlichen zeigt man höchstes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung in allen Fällen. Prim. Wawrik: „Wo Menschen arbeiten, können immer wieder Fehler passieren. Wir sind aber mit aller Kraft bestrebt, Fehler zu vermeiden. Wir müssen aber aus diesen lernen und dementsprechende Verbesserungsschritte einleiten. Sollte es zu strafrechtlichen Verurteilungen kommen, können Sie davon ausgehen, dass wir dienstrechtliche Konsequenzen prüfen. Diese werden vom Urteil und Strafausmaß abhängen.“


Überprüfung der Abläufe und der Organisation in engster Abstimmung mit zuständigen Behörden umgesetzt

Genau dies ist im vergangenen Jahr in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden bereits passiert. „Wir haben bei Begehungen durch Sachverständigen und Behördenvertreter unsere Einrichtung überprüfen lassen und in Nachbetrachtung jeder Geburt eine zeitnahes und effizientes Kontrollsystem geschaffen. Auch technische Nachrüstungen im Bereich der Benachrichtigungssysteme sorgen für eine weitere Optimierung“, so Dr. Fitsch. Aus Sicht der Verantwortlichen im Haus werden alle notwendigen Schritte gesetzt, um auch weiterhin eine hochqualitative Versorgung der werdenden Mütter sicherzustellen.

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