Die abenteuerliche Möbelschau

Empfehlung Die abenteuerliche Möbelschau Pixabay
Das vor Kilian liegende Einladungsschreiben zur hypermodernen Wohnkultur-Show

ist tiefschwarz mit kleinen, weißen, kaum lesbaren Schnörkelbuchstaben. Und in der Tat, was er dort zu sehen und zu spüren bekommt, ist zweifellos auch sehr seltsam.

Die Gäste, die er in dieser Lack- und Leichtmetall-Kollektion trifft, sind etwa dieselben, die Ausstellungen abstrakter Gemälde oder Free-Jazz-Abende ebenfalls besuchen und dabei hartnäckig auf Godot warten.

Zuerst suchen ihre Blicke wohl nach dem von einem italienischen Designer gestylten Superbett, von dem in der High Society derzeit geredet wird. Es soll dem Vernehmen nach 25.000 Euro kosten.

Auf Wunsch werden, so erzählt man sich, für ganz besonders extravagante Interessenten auch verchromte Edelflöhe mitgeliefert, welche einen prima Stammbaum und einen kleinen, verruchten Morphium-Stachel haben. Die Besucher drängeln sich entlang der glänzenden kultivierten Wohnmaschinen.

Ein unbefangener Banause wie Kilian, der noch die Neandertaler-Vorstellung von einem alten, gemütlichen Kuschel-Sofa und einem krisenfesten Wohnzimmertisch mit sich herumträgt, kommt da aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da sind Tische, offenbar von Picassos Kunst inspiriert, die sind so nieder, dass man die Suppe höchstens im Liegestütz löffelnd zu sich nehmen kann.

Das Prunkstück der Ausstellung ist jedoch ein Stuhl. Der bequemste Sessel der Welt, wie es heißt. Er ist zweiteilig - wie fast jedes Drama. Der erste Teil dient zur Erfassung auf Aufnahme des menschlichen Hecks. Das zweite Stück ist als Untersatz für die Beine gedacht. Jeder Besucher kann diesen Dividenden-Bob einmal benutzen. Kilian tut es auch.

Zweifellos, angenehm ist dieser Apparat schon. Doch Kilian kommt sich ein bisschen arg aufgebahrt darin vor. So etwa wie auf einem Versuchsschlitten für den Weltraumflug. Und schon etwas schläfrig vor lauter Bequemlichkeit wartet Kilian auf das Zählen des rührigen Verkäufers: „Drei, zwei, eins, ab. Nächste Station Jenseits!“ Dazu lächelt der Möbelexperte. An die zwanzig Mal soll dieses Ischias-Katapult schon bestellt worden sein, obwohl es mehr als 15.000 Euro kostet. Aber das ist einem Aktiengewinnler sein Hinterteil doch mindestens wert.

Bloß – Kilian besitzt keine Aktien. Außerdem fühlt er sich zwischen und auf seinen alten Möbeln zuhause sehr wohl.

Bericht von Hans Walter Grössinger

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