Wird Opa doch noch sportlich?

Empfehlung Wird Opa doch noch sportlich?
Opa ist nicht mehr der Jüngste.

Er schätzt in seinem Singlehaushalt und auch außerhalb davon die Bequemlichkeit.

Doch nachdem der Hausarzt ihm unlängst nach der Routineuntersuchung einen zu hohen Blutdruck bescheinigt und deswegen mehr Bewegung an frischer Luft empfohlen hat, ist er heute durch den Stadtpark gejoggt.

Dabei denkt er, er sehe in seinem Laufdress ziemlich komisch aus.

Opa trägt eine eng anliegende Hose aus einem speziellen Material, das laut Werbung Wind nicht rein, Schweiß aber raus lässt. Aus dem gleichen Material ist auch seine Jogging-Jacke, die so eine Art Eisschnellläufer-Kapuze hat. Allerdings passen die hellgrüne Jacke und die lila Hose mit den blauen Streifen nicht besonders gut zusammen.

Er hat sie am Sonderangebot-Stand bei „Extra-Sport" gekauft. Und erst zu Hause ist ihm aufgefallen, dass es eigentlich Frauen-Sachen sind. Vielleicht liegt es daran, dass die Jacke an der Brust beult und die Hose zu kurz ist.
Der Grasboden im Park war rutschig vom nächtlichen Regen. Opa versuchte, möglichst kleine Schritte zu machen und kam sich dabei vor wie der Zappel - Philipp.

Er hoffte, der Einzige zu sein, der an diesem Morgen joggt. Aber es waren viele unterwegs. Im Stadtpark gibt es zwei Typen von Läufern. Die introvertierten Sturköpfe haben drahtige Körper, tragen schwarze Baumwoll-Trainingshosen und Hauben, sind schnell unterwegs, und man hört ihren scharfen Atem schon von weitem. Ihr Blick ist starr nach vorne gerichtet, sie sind nicht zum Spaß da.

Die anderen, Freude ausstrahlend, tragen Spezialkleidung, die nicht ganz so spaßig aussieht wie die von Opa. Sie versuchen, sich möglichst entspannt zu bewegen, hören Musik oder reden mit ihrem Laufpartner und schauen jedem Vögelchen hinterher.

Opa bewegt sich irgendwo außerhalb des „Wettbewerbs", weil er weder fröhlich, entspannt noch drahtig ist. Außerdem findet er Joggen derart langweilig, dass er befürchtet, er könnte dabei einschlafen.

Er meint, was passiert denn beim Laufen? Nichts, einfach nichts.
Er hört seinen Atem, spürt das Herz und hofft, dass die in Angriff genommenen vier Runden bald geschafft sind. Erst wenn er wieder zu Hause unter der Dusche steht, findet er Joggen gut. Weil es vorbei ist.
Es sei diese Lauferei für ihn reine Vernunftsache, erklärt er mir. Er wisse, dass Fußball nicht gut für die Bänder ist und Tennis die Knie kaputt macht. So sei für Männer in seinem Alter das Joggen dann doch wieder nicht so übel.
Es gebe dabei keine Gewinner oder Verlierer, man renne bloß wie blöd im Kreis herum.
Wie ich Opa kenne, wird er diese Art der Bewegung – hoher Blutdruck hin oder her – nach spätestens drei Tagen wieder aufgeben und lieber mit mir dafür bei einem Schluck Wein eine Partie Schach spielen. Sitzend selbstverständlich...

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