Auf rutschigem und eisigem Boden

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Gelatipizza nennt Lugi das Sportgerät, mit dem derzeit viele Schützen auf der Eisbahn unterwegs sind.

Er kommt aus Sizilien und hat sich bei uns mit dieser körperlichen Betätigung in frischer Luft angefreundet. Meine Erfahrungen auf rutschigem Boden beschränken sich auf unfreiwilligen, manchmal akrobatisch anmutenden Podexkontakt mit dem winterlichen Naturprodukt.

Wo sich irgendwo so eine Volksbelustigung wie das Eisstockschießen auftut, nehmen selbstverständlich sofort auch die Vereinsmeier das Heft und diesem Fall den Eisstockstiel in die Hand. Deshalb werden der Eisstock und sein Benützer erfasst, registriert, organisiert, mit Abzeichen, Plaketten versehen und mit  entsprechenden Posten, Aufgaben und Funktionen bedacht. Und darum ist aus dem ursprünglichen Spiel auch noch ein straff geregelter Sport geworden. Mit Obleuten und Kampfrichtern, Ausschüssen, Wettkampfbedingungen, Startpässen, Protestgebühren, Einsprüchen und vor allem auch einem eigenen Gruß.

Das Eisstockschießen wird grundsätzlich in zwei Gruppen betrieben. Die erstere, das sind die ernsthaften Genossen, die nichts ohne Vorschrift und Leitfaden tun. Die zweite Gruppe hingegen setzt sich aus den sogenannten „Wildbahnern", also unorganisierten Gelatipartisanen, zusammen, die ihre Pizza mit Stiel auf jeden gefrorenen Radfahrweg, in aufgespritzten Sackgassen und auf ländlichen eisbedeckten Teichen schwingen. Meistens besitzt ein echter Fanatiker dieses Sports mindestens zwei Stöcke. Nämlich einen „Läufer" für Tauwetter und salziges Eis.

Und ein „Bremser", womit man nicht zu weit übers angepeilte Ziel hinausschießt. Der absoluten Länge einer „wilden" Bahn, ist keine Grenze gesetzt. Doch wird dieselbe meistens durch Schneehaufen, Gartenzäune oder Uferböschungen zwangsläufig vorgegeben. Selbstverständlich hat sich längst schon auch die holde Weiblichkeit dieser glatten Angelegenheit bemächtigt.

Ob und welche Weiberleute bei einer wilden Partie mitmachen dürfen, ist jedoch vielfach immer noch  Ermessenssache der Männer. Und bei den „ernsthaften" Schützen wird ja ganz brav in Damen- und Herrenklassen eingeteilt. Sollte es irgendwo diesbezüglich  tatsächlich eine Ausnahme geben, berichtet die Heimatzeitung besonders ausführlich darüber. Und – wer wüsste das nicht: Wenn das Eis demnächst dahin schmilzt, warten auf die unentwegten Sportlerinnen und Sportler, ob Profi oder Amateur, die immer häufiger aus dem Boden von Wiesen oder Hallen sprießenden Asphaltanlagen.

Bis dahin ist Luigi aber längst wieder daheim auf Sizilien...

Bericht von Hans Walter Grössinger

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