Einwürfe eines Parasiten
- verfasst von BLO24
- Kulturelles
Das Programm: Lois wird in Bälde sechzig. Er ist stolz auf sich. Er hat nie etwas geleistet und immer gut gelebt.
Er hat sich eben die Geschenke gesucht, die das Leben vor ihm versteckt hat. Aber warum steht er jetzt ratlos und ängstlich in einem leeren Raum und stammelt um sein Leben?
Warum rechtfertigt er sich? Alle machen es doch so. Alle saugen am Wirt. Homo homini ixodes. Jeder ist jedermanns Zeck. Allen voran der Staat.
Die Oberzecke. Wie Onkel Norbert immer sagte. Es gibt in Deutschland acht Millionen Zierfischerl und zwei Millionen Beamte. Das sind zehn Millionen hilflose Geschöpfe, die gefüttert werden müssen. Nein, er hat sich nichts vorzuwerfen. Auf einen Zierfisch mehr oder
weniger kommt es doch nicht an. Lois wird in Bälde sechzig. Oder doch nicht mehr?
DIE PRESSE: Irgendwo bei sich zu Hause muss Sigi Zimmerschied einen undurchsichtigen Wandschrank haben, in dem er all die kaputten Menschlein aufbewahrt, die er über die Jahre erschaffen und auf die Kleinkunstbühnen der Republik gestellt hat, auf dass
sie dort lachen und schimpfen, ätzen und lästern. Mit dem Sozialschmarotzer und Vermieterkönig Lois ist dem Passauer ein weiteres Prachtexemplar gelungen, das seinen Ehrenplatz in dieser Sammlung schon jetzt verdient hat: Ein kalter, brutal selbstgerechter
Opportunist, nicht immer humorlos und unsympathisch, doch mit schlimmen Abgründen im Herzen. [...] Das Ergebnis ist erneut bitterböses, beängstigend auf den Punkt gespieltes Typenkabarett, zu dem sich kaum ein Vergleich anbietet.
Denn Sigi Zimmerschied spielt längst in seiner eigenen Liga, und das ist eines der größten Komplimente, das man einem Künstler machen kann. - Stefan Gnad, Nürnberger Nachrichten
DER DARSTELLER: Sigi Zimmerschied, geboren 1953 in Passau, ist ein Urgestein bay- erischen Kabaretts; er wurde u.a. mit dem „Deutschen Kleinkunstpreis für Kabarett" ausgezeichnet. Zimmerschied ist ein Kraftpaket der Satire, ein wortgewaltiger undderber Poet, ein wahrhaft furchteinflößender Mimiker. Als messerscharfer Analytiker steht er, so der Donaukurier Ingolstadt, in der deutschen Kabarettszene vermutlich schon länger einzigartig da. Es liegt ihm fern, seine Ideen der sprachund Denkdürre einer SMS- und Alkopopsgeneration anzugleichen.
Kabarett ist für Zimmerschied keine billige Ware und er lässt sich nicht – wie viele Kabarettkollegen – auf ein medientaugliches Niveau „herunterpressen". Sigi Zimmerschied ist ein Naturereignis. - Im November 2011 wurde Sigi Zimmerschied, das "anarchische, bajuwarisch intellektuelle, bösartig komödiantische Bühnengewächs", wie es in der Laudatio heißt, mit dem österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet.
