Was so alles passiert auf der Straße
Aber es gibt auch „good News“, die sich vor kurzer Zeit zugetragen haben und von der betroffenen Person aus Bescheidenheit eher verschwiegen wurden.
Tatort Bundesstraße nach Hohentauern zu später Stunde. Stockdunkel und Schneefall, also Schneefahrbahn und vermutlich Kettenpflicht für LKWs.
Gundula T. ist auf dem Weg von ihrem Arbeitsplatz nach Hause. Sie ist Flugrettungssanitäterin beim Team vom Christophorus 12 in Graz. Auf dem Weg nach Hohentauern fällt ihr ein Lastwagen auf, der anscheinend hängen geblieben ist. Ein 7,5 Tonner mit polnischen Kennzeichen und einem ziemlich ratlos wirkendem Lenker daneben.
Gundula hält an in der Meinung, dass der Pole wahrscheinlich ohne Ketten unterwegs ist und ihre Überlegung geht dahin, dass sie ihm eventuell ihre eigenen PKW Ketten unter die Antriebsräder legen wird, damit er wieder Fahrt aufnehmen kann – zumindest bis an den äußersten Straßenrand, um auf Hilfe zu warten.
Die Überraschung ist aber groß als sie merkt, dass der „Kapitän der Landstraße“ sehr wohl Ketten dabei hat – nur keine Ahnung, wie diese montiert werden könnten. Und jetzt kommt das Tolle und Besondere an dieser Geschichte. Die erfahrene Bergretterin, Berg - und Schiführerin. Schilehrerin und Mitglied im Ausbildungsteam der Steirischen Bergrettung steht auch in dieser Situation „ihre Frau“.
Nach kurzer Überprüfung der Ketten haut sich Gundula ins Zeug (und unter den Laster), montiert dem verdutzten Polen kurzerhand und professionell die Ketten auf seinen Lastwagen, fordert ihn auf, ein Stück vorzufahren, um dann das Nachspannen zu erledigen.
Als der gute Mann seine Sprache (Deutsch war nicht dabei) wieder findet, fragt er doch glatt wie lange er wohl noch zu fahren hat, bis er nach Österreich kommt.
Jetzt ist es für Gundula an der Zeit, kurzzeitig sprachlos zu sein. Und es machen sich Überlegungen breit, was da so alles auf der Straße unterwegs ist. Eine sicher nicht alltägliche Geschichte, die erst über die Schwester von Gundula „in die Fänge“ des Schreibers gelangte, dessen Meinung es ist dass solche Taten sehr wohl vor den Vorhang und in die Öffentlichkeit gehören.
Hand aufs Herz. Wie viele Personen von denen, die diese Zeilen lesen, hätten gleich oder ähnlich gehandelt oder überhaupt handeln können? (Wer kann schon einem LKW Ketten anlegen).
Dabei stellt sich aber auch wieder einmal die Frage, warum Lastkraftwagen überhaupt die B114 befahren dürfen. Denn auch im Sommer ist diese Strecke für Lkws völlig ungeeignet und eine Zumutung für alle Einheimischen, die diese Strecke beruflich benützen müssen oder um z.B. ins Krankenhaus zu gelangen.
Ist der Umweg über die Autobahn und die Murtal - Schnellstraße wirklich unzumutbar für die Transportfirmen oder geht es hier ganz einfach um die elende Mautflucht?
Aber damit bringen wir wieder Negatives in die schöne Geschichte über gelebte Straßenkameradschaft von der so hilfsbereiten und tollen Frau aus Hohentauern.
Otto S.
