Wie man Heldentum verspielen kann

Empfehlung Wie man Heldentum verspielen kann
Ferdinand hat's manchmal mit dem Rücken.

Doch wenn ihm sein Hausarzt den Schmerz mit einem in eine Spritze gefüllten Medikament beseitigen will, lehnt er diese Behandlung vehement ab.

Kilian und ich sitzen in unserem Stammcafé und genießen den Rotwein. Am Tisch hinter uns hören wie eine bekannte Stimme.

Ferdinand, in weiblicher Begleitung, hat uns offensichtlich nicht bemerkt und beginnt, das jung wirkende Geschöpf durch vermeintliches Heldentum zu beeindrucken.

Er zieht vom linken Schuh aus die Hose hoch und zeigt dem blonden Wesen eine an der Wade angebrachte Verzierung.„Du glaubst ja nicht, wie weh so was tut. Da gehst fast kaputt! Und wenn die Nadel Ewigkeiten unter die Haut sticht, da willst lieber tot sein", hören wir.

Da seine Begleitung sich vom Tattoo jedoch völlig unbeeindruckt zeigt, geht Ferdinand zu schaurigen Piercing -Erlebnissen über, nur vergleichbar mit Nahtod - Erfahrungen. „Ich versteh das nicht. Seit ich Ferdinand kenne, hat er sich weder tätowieren lassen noch einen Piercing - Salon betreten. Und jetzt soll er an einer Nadel gehangen haben?" Kilian grinst. „Frauen können Männer durchaus dazu bringen", stellt er fest.

Am Tisch hinter uns ist es ruhig geworden. Ferdinand hat sein Blut wahrscheinlich zur Gänze verspritzt. Plötzlich fragt seine Begleiterin trocken: „Sag mal, wenn das alles so weh tut, warum machst du den Scheiß dann überhaupt?" Sie bemerkt sein gekränktes Mienenspiel, bekommt keine Antwort, steht auf und verlässt das Lokal. Ferdinands Kopf ist zuerst hochrot, danach ziemlich blass. Von Heldentum keine Spur.

Wir winken ihn zu unserem Tisch. Er zögert etwas, nimmt dann aber doch Platz, zieht das linke Hosenbein hoch und entfernt von der Wade ein Abziehbild, wie es Kinder gerne an ihre Haut kleben. Kilian und ich vermeiden es, auf das vorhin Gehörte anzuspielen. Plötzlich platzt es aus Ferdinand heraus: „Ich dachte, endlich eine Frau gefunden zu haben, der ich zumindest sympathisch bin. Es hätte ja ruhig mehr daraus werden können."

Der Ober bringt ihm ebenfalls Rotwein, wir prosten uns zu. „Vielleicht versucht du's doch einmal beim Arzt mit einer Spritze gegen deine Kreuzschmerzen. Dann klappt es eventuell auch mit einem echten Tattoo und einer Freundin", sage ich scherzend. Ferdinand prustet in sein Weinglas – und der rote Rebensaft spritzt auf mein weißes Hemd. Kilian lacht hell auf.

Der Abend im Café wird diesmal wohl etwas länger dauern...

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