Extreme Minusgrade am Hidden Peak

Cedric am frühen Morgen am Weg zum Wandfuß Gerfried Göschl - Cedric am frühen Morgen am Weg zum Wandfuß
Gerfried Göschl und sein Team haben die Route bis 6650m eröffnet.

Heike Göschl versorgt uns aus der Homebase in Liezen mit News von Gerfried:

Am Mittwoch, dem 8. Februar, sind wir in aller Früh Richtung Berg aufgebrochen. Nach den letzten Schneefällen und den starken Windverfrachtungen hatten es Cedric, Nisar und ich sehr schwer, teilweise mussten wir knietief spuren. Natürlich drückten die Rucksäcke auf unseren Schultern, da wir nun auch die ganze Ausrüstung und Nahrung für eine Übernachtung im Camp 1 (6200m) tragen mussten. Trotzdem erreichten wir sehr rasch am frühen Nachmittag nach nur sieben Stunden den Platz des Lagers. Das erste Zelt war relativ schnell aufgestellt und im Eis fixiert, aber wir mussten auch an Tamara und Darek denken, die etwas später zu uns stoßen sollten. Daher begannen wir mit dem Aushaken eines zweiten Biwakplatzes. Bald mussten wir unsere ursprünglichen Pläne ändern. Wir würden es trotz intensiver Arbeit unmöglich schaffen, am gleichen Tag eine ebene Fläche für Darek, Tamara und Nisar aus dem Eis zu haken. So musste Nisar für diese Nacht zu Cedric und mir ins enge Zelt ziehen. Selbst dann war der Schlafplatz für unsere polnischen Freunde ein Gräuel. Auf wenigen Zentimetern lagen sie im Schlafsack beisammen, sogar in der Nacht mit dem Klettergurt an ein Seil fixiert. Aber auch Cedric, Nisar und ich verbrachten eine harte Nacht bei ca. -35°, wegen des akuten Platzmangels war an Schlaf oder an eine geregelte Nahrungsaufnahme nicht zu denken. Cedric und ich haben in diesen zwei Tagen nahezu nichts gegessen oder getrunken.

Wie von Charly Gabl prognostiziert hatten wir am nächsten Tag einen wunderbaren Sonnenaufgang und einen kalten, aber windstillen und sonnigen Tag vor uns. Es dauerte aber bis wir uns endlich aus den Schlafsäcken schälen konnten und wir mit Fixseilen bepackt weiter aufstiegen. Cedric stieg wieder gekonnt über steile Fels- und Eisflanken vor, Nisar und ich versorgen ihn mit Seilen bzw. filmten so gut es ging. Darek und Tamara bauten inzwischen ihr Zelt wieder ab und vergrößerten die Plattform. Während wir Seile verfixten, trockneten sie wie vereinbart in der Sonne unsere vereisten Schlafsäcke und schmelzten Eis zu leckerem Tee, wie dankbar durften wir später dafür sein. Nach anstrengender Arbeit erreichten wir am späten Nachmittag eine Höhe von 6650 Meter. Es war aber zu spät um das Ende der Wand zu erreichen, schließlich mussten wir noch am gleichen Tag bis ins Basislager absteigen, da Alex und Carlos wie geplant unseren Platz im Zelt einnahmen. Um 16:30 Uhr, nachdem wir ausreichend Fixiermaterial und 400 Meter Seil deponierten, begannen wir, uns über die Wand abzuseilen. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir Lager 1, zeitgleich stiegen die Spanier, vom Basislager kommend, am Grat aus. Nach raschem Packen unserer Sachen und Glückwünschen für Alex und Carlos ging es weiter runter zum Wandfuß. Ausgelaugt, aber auch zufrieden mit dem Erreichten, stolperten wir kurz vor 20:00 Uhr ins Basislager. Noch stundenlang füllten wir unsere Speicher und unterhielten uns über das Erlebte. Trotz der Strapazen empfinden wir es als ein besonderes Privileg, auf diesem Berg und unter diesen Umständen an einer neuen Route unterwegs sein zu dürfen.

Heute steigen Alex und Carlos weiter auf und versuchen die Route voranzutreiben. Ob ihnen der Ausstieg aus der Wand auf 6800 Meter gelingen kann?

Mit herzlichen Grüßen aus dem Basislager des Hidden Peak

Gerfried Göschl

 

Bildlegende für Bilder im Anhang:

001: Cedric am frühen Morgen am Weg zum Wandfuß

002: Gerfried im Aufstieg zu Lager 1

003: Darek bereitet sich auf eine kalte Nacht vor

004: Gerfried bei mehr als -35° Celsius mit Daunenoverall im Schlafsack

005: Cedric am Morgen von Eis überzogen

006: Das Zelt von Tamara und Darek nach Sonnenaufgang

007: Nisar und Gerfried steigen in der extrem steilen Eisflanke zu Cedric hoch (6550m)

008: Tiefblick zum Lager 1

009: Cedric im Vorstieg auf 6600m, 200 Meter über ihm der Eisgrat

010: Nisar am späten Nachmittag am höchsten Punkt auf 6650m

 

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