Der Verlust der Muttersprache

Empfehlung Der Verlust der Muttersprache
Dieser Begriff wird umgangssprachlich auch gerne bei einem ordentlichen Alkoholüberschuss angewendet,

wenn Wörter und Sätze nicht mehr ordentlich koordiniert werden können. Meistens zum Gaudium derer, die (noch) ein wenig klarer im Kopf sind.

Auch viele Zuwanderer, die der deutschen Sprache nur spärlich, unvollkommen oder gar nicht mächtig sind werden durch ihre Ausdrucksweise gerne als Grund für diesen Begriff hergenommen. Aber schaut man einmal ganz bewusst in unsere Sprach – und Schreibgewohnheiten hinein, dann müssen wir uns doch Alle selber bei der Nase nehmen, speziell die jüngeren Jahrgänge unter uns. Und allen voran die Werbeindustrie und die Zeitungsschreiber. Es wird doch nur mehr in Rumpfsätzen berichtet. Ganze Artikel werden im Schlagzeilenjargon geschrieben, in denen „der-die-das" oder ähnliche „Nebensächlichkeiten" keinen Platz mehr finden.

In jeder Auslage findet man jetzt „Wintersale". Sachen die gefallen sind „megageil" oder ultracool. Wir gehen shoppen und wenn wir down sind, dann chillen wir oder gönnen uns ein all Inclusive Relexarium in einem Spa mit Fullbodypeeling. Besprechungen werden zu „Briefings" und „Meetings". Im Firmenjargon werden anscheinend bewusst ungewöhnliche Bezeichnungen verwendet, um vor Anderen intelligenter zu scheinen. Auch die Berufsbezeichnungen und Tätigkeitsbereiche wirken teilweise wie aus einem amerikanischen Film und wer sich in der Jobbörse einer Zeitung umsieht, hat meist das beklemmende Gefühl, nicht auf der Höhe der Zeit zu sein.

Da expandiert das Account Management; ein Business-Job wird lukriert, oder „Massive Open Online Courses" angeboten, die durch Verwendung von „Creative-Commons-Lizenzen" ermöglicht werden. Eine Abteilung „Supply Chain Management" wird neu adaptiert, ein „Storemanager m/w" dringend gesucht und eine Reinigungskraft für eine Stunde täglich zur Raumkosmetikerin hochstilisiert (nur die Bezahlung kann meist nicht mit diesen hochtrabenden Bezeichnungen mithalten).

Oder: Eine steirische (!) Firma entwickelt z.B. derzeit eine „Smart Ski Google" – ist doch „megacool", oder? Und einer der derzeit tausend agierenden Fernsehköche „kreiiert ein Hühnerfrikassee vom südsteirischen Freilandgeflügel". Einem „Entertainer" fällt nichts mehr Neues ein, also macht er „a Look back". Neue Songs erobern die Charts, aufs Handy werden Apps geladen oder Androide verwendet und wenn alles gecheckt ist, ergibt das ein Happy End. Im urbanen Raum wird Carsharing propagiert und moderne Autos besitzen eine Vielfalt von technischen Einrichtungen, die mit Abkürzungen bezeichnet werden, die undurchschaubar sind. Aber es gibt ja nicht nur Autos. Es gibt SUV´s, Vans´s, Pickup's, Kompaktcar´s und Trailer. Und wenn der werte Konsument dann restlos überfordert ist, gibt's ein klassisches „Burnout".

Man könnte diesen kleinen Auszug von Fremdwörtern die in unseren Sprachgebrauch „eingedrungen" sind, seitenlang fortsetzen und auch „googeln", ob die hier angeführten Begriffe alle richtig eingesetzt wurden, was dem Schreiber dieser Zeilen aber ausnahmsweise echt egal ist. Was waren das noch Zeiten, als in der Schule die Bemühungen zum Erlernen der Deutschen Muttersprache noch hauptsächlich darin bestanden, uns Kindern den Dialekt, der „dahoam" geredet wurde „auszutreiben".

Meiner Meinung nach sollte heutzutage wieder ein wenig zum Gegenteil zurückgekehrt werden. In einem eigenen Ausbildungsfach das Erlernen von ganz normaler Unterhaltung, ohne Störung oder Verwendung von Handys in unserem regionalen, heimatbezogenen Dialekt – letztendlich in unserer ureigenen Muttersprache.
Das denkt sich immer öfter ein anscheinend schrecklich zurückgebliebener.

Otto S.

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