Hilfe, Hilfe, ich bin kreativ!

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Bereits von den Mädchen und Buben im Kindergarten wird Kreativität gefordert.

Dabei handelt es sich nicht um eine Beeinflussung des bei den Kindern ohnehin vorhandenen Spieltriebs, sondern um einen von dem Kindergarten erhalten formulierten Auftrag an die Kindergartenpädagoginnen.

Tanten darf man ja, zumindest als Erwachsener, nicht mehr sagen und schreiben, erklären die Lehrkräfte an der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik.

Die Kleinen sagen allerdings weiterhin Tante, Onkels gibt es in diesen Einrichtungen ja kaum welche.Ansonsten ist die männliche „kreative Klasse" aber im Vormarsch. Dazu gehören beispielsweise Software-Entwickler, Designer, Kommunikationsfachleute, Schneider und Köche. Selbst ein nebenberuflicher Versicherungsvertreter sieht sich als Kreativen, wenn er einer in einer kleinen Behausung existierenden Rentnerin eine überteuerte Polizze andreht.

Dabei ist Kreativität jedoch nicht überall erwünscht. Sie passt nämlich nicht ins Schema der konformistischen Mitarbeiterstruktur mit strengem Dress-Code oder Banker-Image. Echte Kreativität ist nämlich individuell und unangepasst. Und deshalb wird auf ihre Notwendigkeit zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Politikern und Unternehmern hingewiesen, in ihrer Partei und in den Betrieben ist sie jedoch nicht praktikabel.

In manchen Gegenden tut sich ein wirklich Kreativer besonders schwer, denn unübliche Perspektiven „schmecken" vielen Zeitgenossen so ganz und gar nicht. So stehen Pedanterie und Perfektionswut jeder Innovation kontraproduktiv gegenüber. Fehler zulassen und kreatives Denken bedeuten vielerorts noch eine Abweichung von der Norm und werden mit Nichtbeachtung oder gar Bestrafung geahndet.

Immerhin lassen einige Beispiele auch eine andere Sichtweise zu. Hilfsorganisationen mit ideenreichen Mitarbeitern verspüren jedenfalls Aufwind. Etliche Gemeinden haben sogar einen eigenen Kulturfunktionär. Und dieser sorgt zusammen mit den örtlichen Vereinen für ein immer bunteres Veranstaltungsprogramm, manchmal auch mit „Staraufgebot" von auswärts.

Ein heimischer Kunstschaffender jedoch, der Kreativität ohnehin ständig praktiziert, kann davon allerdings nur selten seine Existenz finanzieren. Denn er wird immer noch gerne „übersehen". Ist ja klar, mit Kreativität allein ist es nicht getan. Man muss schon auch „richtig arbeiten" sagen Leute, die gerne das Wort Kreativität im Munde führen, jedweder zeitgenössischen Kunst aber aus dem Wege gehen.

Kosten soll sie halt nichts, die Kreativität. Es gibt ja genug „Freizeit-Künstler" gratis – oft bloß als Alibi für (zu) sparsame Kulturfunktionäre.

Und über den oft von Missgunst und Neid getragenen „Wettbewerb" zwischen Hobby- und Berufskreativen möchte ich gar nicht erst anfangen zu diskutieren – da sei die Meinungsfreiheit drüber!

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