Vor dem Fenster wird gevögelt
- verfasst von Alfred Stadlmann
- Fenstergucker
Triumphierend rief ich also in die Küche: »Haaa, ich hab ihn, komm mal schnell Schatz.« Als ob der im Internet wegfliegen könnte, Dussel!
»Echt? Hast du ihn gefunden?« meinte Gabi ganz erstaunt, »was ist das für ein schräger Vogel?«
»Picoides major« war meine voll stolz gewählte Antwort.
»Pico ... was?«
»Na, ein Buntspecht. Der da, auf dem Foto. Und hör mal, das ist doch dieses nervige Tschip, tschip, tschip.«
Beim Betrachten des Bildes auf der Website wird automatisch der dazugehörige Vogelgesang abgespielt - Genial!
»Ja, der ist es!«
»Ha!«
»Aber der sieht eigentlich sehr niedlich aus, meinst du nicht?«
»Doch, schon ...«
»Dieses rot-schwarz-weiße Gefieder mit den kecken Punkten am Schwanz, nett.«
»Dann soll ich ihn also nicht töten?«, fragte ich.
»Bist du verrückt? Ich wollte nur wissen wer da so vögelt!«
»Also ich nicht, ich mach nicht solchen Lärm dabei.«
»Depp!« lachte meine Frau und fügte an, »lass ihn nur weiter vögeln oder tschipen. Jetzt wo ich weiß wie er aussieht, stört es mich bestimmt gar nicht mehr.«
»War doch nur Spaß. Ich kann doch keiner Fliege was zuleide tun.«
»So??? Was würden wohl die 30 Fliegen dazu sagen, die du gestern am Balkon erlegt hast?«
»Nichts mehr!«
»Genau«, lacht meine Frau.
Irgendwie freue ich mich schon auf morgen Früh, fünf Uhr. Dann kann ich endlich sagen: „Guten Morgen Herr Buntspecht. Gut geschlafen?"
Manchmal ist es doch sehr erbaulich, wenn man dem Vögeln auf die Schliche kommt.