Das ist ein Theatersommer!

Empfehlung Das ist ein Theatersommer!
Sie haben es sicher auch schon bemerkt

derzeit haben Laienspiel-Aufführungen wieder Hochsaison.

Beinahe jedes Dorf „leistet" sich eine Amateurbühne, zumeist in einem Wirtshaus aufgebaut.

Und die Besucher, Einheimische wie Urlaubsgäste, sitzen an wichsleinwandbespannten Tischen und werden von den emsigen Kellnerinnen mit Frankfurterwürstel, Bier und Wein versorgt. Schließlich wollen die Zuschauer bestens gestärkt den zu erwartenden Darbietungen zwei, drei Stunden lang tapfer standhalten.

Die Blicke des Publikums sind ohne Rücksicht auf eine drohende Genickstarre dem dunkelroten Vorhang zugekehrt, hinter dem es leise rumort und knistert. Und hin und wieder knarren auch bereits jene Bretter, die für Kulturbeflissene die Welt bedeuten.

Hinten in einer Ecke werkelt ein Ensemble der heimischen Blasmusik an den nicht und nicht gerade stehen wollenden Notenständern.Endlich öffnet sich der Vorhang, erster Beifall brandet auf. Ein bäuerliches Ehepaar erscheint auf der Bühne – und im Hintergrund ist auch schon die reich bemalte „Werkstatt", das Schlafzimmer, aufgebaut, ohne das ein zünftiger ländlicher Schwank von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Freudig stoßen sich die Zuschauer immer wieder mit den Ellenbogen an. Und manche machen sogar „Pst!", denn sie erkennen ihre lieben Arbeitskollegen trotz dickem Bart und Zipfelmütze. Etwas später kommt dann ein Gewitterdonner, den der Spenglermeister mittels Blech und Filzschlegel produziert. Der Beifall ist umwerfend.

Dann geht das Ehepaar auf hell erleuchteter Bühne ins wuchtige, herzverzierte Doppelbett, und die Bäuerin offenbart unter den Erstickungsanfällen des johlenden Publikums das textile Innenleben einer reifen Ökonomin. In den folgenden Akten streiten sich Jungbauer und Magd um den Sitzplatz am gemeinsamen Mittagstisch. Der Knecht wird irrtümlich von einem dümmlich dreinschauenden Polizisten des Diebstahls bezichtigt. Der offenbar betrunkene Altbauer mit im Mund anscheinend angewachsener Pfeife bekennt sich zur Tat.

Verwandte kommen auf Besuch und erläutern, wie sensationell das Großstadtleben sei, vor allem wegen der zahlreichen China-Restaurants, lassen sich aber trotzdem von der Bäuerin Speck und Eier in die mitgebrachten Einkaufstaschen einpacken.

Irgendwann kommt es auch zu einem Liebesgeplänkel zwischen Sennerin und Förstersohn. Zwischendurch blasen die Musikanten fleißig in ihre Trompeten und Posaunen, und die Zuschauer bestellen eifrig Bier und Wein nach. Schließlich darf die ausgelassene Stimmung nicht nachlassen.

Als zum Schluss auf der Bühne endlich eine totale moralische Flurbereinigung stattgefunden hat, gibt es nur noch rote Köpfe und überall eitel Wonne.

Und alle sind sich wieder darüber einig: „Schön ist so ein Laienspiel, es is' a Hetz und kost' nit viel."

Bericht: Hans Walter Grössinger

Werbung

Werben auf BLO24

Sie haben Interesse auf unserer Plattform zu werben? Dann zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns unter +43 (0)664 222 66 00.