Zwölf „Stolpersteine“ für Schladming

Zwölf „Stolpersteine“ für Schladming Foto: Walli
Am Dienstag, 4. Juli 2023 wurden zwölf „Stolpersteine“ in Schladming verlegt um an die Familien Fröhlich, Zucker, Weiss und Eisler zu erinnern.

Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing, die an NS-Opfer erinnern, meist Juden, Roma oder Sinti. Diese werden in die Gehwege an den Orten montiert, an denen sie wohnten, arbeiteten und beinhalten Informationen, wie Name, Geburts- und Todesdatum sowie das Schicksal. Die Verlegung in Schladming wurde vom Kölner Künstler Gunter Demnig persönlich durchgeführt.

Anfang der 1990er Jahre hat er dieses Projekt ins Leben gerufen und bis heute wurden europaweit bereits über 100 000 Stolpersteine im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus gelegt. Die Stolpersteine in ihrer Gesamtheit bilden schon jetzt das größte dezentrale Kunstdenkmal der Welt, das ständig wächst.

Die Initiative dafür ging vom Gedenkprojekt "Gegen das Vergessen" aus - eine Forschungsarbeit zu den Opfern des Nationalsozialismus im Ennstal von Dipl. Päd. Monika Faes zusammen mit Jugendlichen. Wenn möglich, findet ihre Arbeit immer unter Einbeziehung der Nachfahren statt. So nahmen auch an der heutigen Stolpersteinverlegung Mitglieder der oben genannten Familien aus Niederösterreich, Schottland und Australien teil.

Die erste Verlegung erfolgte im Beisein der weitgereisten Familien im Hotel Pichlmayrgut und erinnerte an die einstigen Besitzer Hans und Alice Fröhlich, sie wurden gezwungen, das Haus aufzugeben, flohen 1939 nach England und emigrierten schließlich nach Australien. Ihre beiden Urenkel aus Sydney bedankten sich für dieses Erinnern und die Würdigung ihrer Familie und den herzlichen Empfang - und das Wiedersehen in Schladming: Hotelier Christian Steiner sen. besuchte die Familie schon vor einigen Jahrzehnten in ihrer Heimat Australien.

Für die Familien Zucker und Weiss, ehemals wohnhaft in der Siedergasse, legten die Anwesenden weiße Rosen nieder und ließen im Gedenken weiße Ballons mit ihren Namen in den Himmel steigen. Diese beiden Familien kamen in Konzentrationslagern zu Tode. Karl Eisler, ein berühmter Schladminger Fotograf, verdanken wir wunderbare historische Aufnahmen der Stadt.

Er musste zwangsweise sein Haus in der Dachsteingasse verkaufen, zog 1938 nach vielen Anfeindungen mit seiner Familie nach Wien und konnte dort die Nazizeit überleben. Kurz nach Kriegsende kehrte er nach Schladming um seinen Besitz zurückzufordern – vergeblich, er verstarb im Dezember 1945 in Schladming.

Seine Enkelin erzählt von dem großen Kummer der Großeltern und ist bewegt, dass an sie erinnert wird: „Meiner Familie hilft es nicht mehr, aber hoffentlich der Menschheit, damit sie mehr nachdenkt.“ Am Abend schließlich lud die Stadtgemeinde Schladming zu einem Empfang im Hotel Pichlmayrgut, als Ehrengast durfte auch Bezirkshauptmann Dr. Christian Sulzbacher begrüßt werden, auch die Kirchenvertreter der Gemeinden überbrachten bewegende Grußworte. Pfarrerin Mag. Martina Ahornegger dankte „für das Mittragen und Ermöglichen des „Nicht-Vergessens“ und sichtbaren „Erinnerns“.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass dies auch Mut und Rückgrat braucht, weil es hier nach wie vor Widerstände gibt.“ Bürgermeister Hermann Trinker betonte: „Jeder, der für eine demokratisch freie Welt eintritt, hat dafür zu sorgen, das Wissen, was geschehen ist und wie es in Zukunft vermieden werden kann, weiterzutragen.“

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ (Talmud)

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