Der Wolf ist im Ausseerland angekommen

Der Wolf ist im Ausseerland angekommen Foto: Stmk. Landesjäger
Ein besenderter Wolf aus Graubünden hat auf seiner Wanderung die Steiermark erreicht und hält sich derzeit im Ausseerland auf.


Von der Jägerschaft sind die zuständigen Hegemeister, Berufsjäger und Aufsichtsjäger informiert. Für das Wildtiermanagement in Bezug auf das größte heimische Säugetier, den Rothirsch, wird das eine große Herausforderung, gleichzeitig werden neue Erkenntnisse über das Verhalten der betreffenden Wildtierart erwartet.

Vor dem Hintergrund der forstlichen Zielsetzungen und des ganzjährigen intensiven Tourismus war das gekonnte Ausbalancieren mit anderen pflanzenfressenden Säugetierarten im Verhältnis zur Tragfähigkeit des Lebensraumes schon bisher eine Herausforderung in Bereich der Obersteiermark.
Der Rothirsch als größtes heimisches Säugetier ist sozusagen der Elefant unter unseren heimischen Arten, der besonders vom Durchschneiden seines Lebensraumes durch den Menschen betroffen ist.

Im besonders intensiv genutzten Tourismusgebiet des Ausseerlandes ist wie in anderen Gebieten der Steiermark der Sommerlebensraum intakt, weil die ausgedehnten Almen einen perfekten Sommerlebensraum für diese edle Wildart bieten. Im Winter wird’s eng, weil sich auf engstem Raum plötzlich die Interessen aufeinandertürmen, in den Süden der Steiermark mit seinen idealen Überwinterungsgebieten darf das Rotwild nicht ziehen, da dort eine gesetzlich verankerte rotwildfreie Zone im Interesse der Land- und Forstwirtschaft vorgegeben wurde.

Ein ausgeklügeltes System aus Winterfütterungen und Wildwintergattern, in die das Rotwild freiwillig einwechselt, weil es dort Ruhe, Deckung und Nahrung findet, verhindert Schäden an den Wäldern. Diese Fütterungen werden täglich betreut, mit den Berufsjägern sind hier Profis am Werk, die umfassende Erfahrung im Umgang mit Rotwild haben. Bisher weiß man nur wenig, wie das sehr störungsempfindliche Rotwild, das sich schon bei den Fütterungen eingefunden hat, auf das Raubtier reagieren wird.

In der ursprünglichen Heimat des besenderten Wolfes, dem schweizerischen Graubünden, das gerne als ideales Beispiel für das Funktionieren ohne Fütterung angeführt wird, ist es normal, das große Rotwildrudel mit 200 Stück und mehr im Winter in den Wiesen und Feldern der Tieflagen überwintern, ein Naturschauspiel für die dortigen Bewohner, in der Steiermark aufgrund der land- und forstwirtschaftlichen Interessen undenkbar.

Das Rotwild hat natürlich trotz des heruntergefahrenen Stoffwechsels auch im Winter Hunger, die verfügbaren Forstpflanzen sollen aber nicht gefressen werden. Unser heimischer Elefant ist hochsensibel und braucht viel Ruhe, der Mensch ist jedoch auch im Winter flächendeckend unterwegs. Traut sich das Rotwild durch den immer wieder auftauchenden Menschen nicht zu den Fütterungen, frisst es aus Hunger die Rinde von den Bäumen, aus forstlicher Sicht das Todesurteil, welches von den zuständigen Forstbehörden aufgrund der Schäden in Form eines behördlichen Auftrages an die Jagd auch verhängt wird.

Mehr Informationen darüber, was in diesem System das Auftauchen des Raubtieres Wolf bewirkt, erhoffen sich nicht nur die Jägerschaft, sondern auch der erfahrene Wolfsexperte an der VETMED-Uni in Wien, Aldin Selimovic.
Der Wolf aus der Schweiz hat schon unter Beweis gestellt, dass nicht nur Wildtiere auf seinem Speiseplan stehen, die Risse von mehreren Schafen gehen nachweislich auf sein Konto.

Zitat Bezirksjägermeister Johann Trinker:
„Unsere Landwirte sind informiert und zu besonderer Aufmerksamkeit aufgerufen, Kühe und Schafe sind zwar von der Alm bereits abgetrieben, aber zum Teil noch immer im Freien. Sämtliche Verantwortungsträger der Jagd sind zu einer Nachrichtengruppe zusammengeschlossen und stehen in laufendem Kontakt mit dem Wolfsexperten Aldin Selimovic von der VETMED-Uni in Wien, um Beobachtungen und Reaktionen des Rotwildes genau zu erfassen und aufgefundene Risse zu untersuchen. Die Meldungskette hat perfekt und sehr professionell funktioniert. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Leuten aus der Praxis, die das nötige Fachwissen mitbringen, garantiert professionelles Vorgehen. Das flächendeckende Monitoringnetz der Jagd wurde sofort aufgespannt und läuft bereits. Niemand außer uns kann flächig in dieser Geschwindigkeit und ohne weitere Kosten für den Steuerzahler ein derart engmaschiges Netz an aktuellen Informationen in Wildtierlebensräumen bereitstellen“ ist Bezirksjägermeister Johann Trinker zufrieden mit der raschen Reaktion seiner Jägerinnen und Jäger.“

Zitat Aldin Selimovic, Wolfsexperte VETMED:
„Am 18.11.2022 hat ein mit GPS Sender ausgestatteter Wolf seinen Weg über Salzburg in die Steiermark gefunden. Dieser Wolf wurde in der Schweiz im Kanton Graubünden gefangen und besendert. Durch einen genetischen Abgleich konnte er als 164MATK identifiziert werden. Dieser Wolf wurde bei 6 Riss-Vorkommnissen in Tirol genetisch bestätigt. Am 20.11.2022 hielt er sich kurzfristig in der Grenzgegend Oberösterreich-Steiermark auf, um dann am nächsten Tag seine Route in der Steiermark fortzusetzen. Momentan befindet sich dieser Wolf in der Umgebung der „Weißen Wand“ in der Steiermark. Es ist nicht möglich vorauszusagen in welche Richtung er weiterziehen wird. Sehr lange Abwanderungen kommen bei dem Wolf nicht selten vor und es bleibt spannend, wohin die Reise des 164MATK führen wird. Die Aufzeichnung dieser Reise bietet uns eine sehr gute Möglichkeit, Daten über sein Verhalten in Rotwild- Wintergebieten zu dokumentieren. Ich verlasse mich dabei wie immer auf die Jägerschaft, um uns wichtige Hinweise zu liefern und eine sehr gute Zusammenarbeit auch in diesem Fall fortzusetzen.“

 

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