Den Klimawandel im Blick

BOKU-Studierende entwickelten alternative Tourismuskonzepte für Ennstaler KLAR! Gemeinden

Studierende der Universität für Bodenkultur Wien entwickeln unter der Leitung von Univ.Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider spannende alternative Tourismuskonzepte für die Gemeinden Öblarn, Sölk und Michaelerberg-Pruggern. Die KLAR! Zukunftsregion Ennstal lud BürgerInnen und TourismusexpertInnen zur Ergebnispräsentation am 13.4. ins Schloss Großsölk.

Einige wiederholt schneearme Winter in den vergangenen Jahren zeigten, dass intensiv an weiteren Konzepten für den Tourismus gearbeitet werden muss. Vor allem auch in den länger werdenden, schneefreien Zwischensaisonen ist es wesentlich, vermehrt Gäste für die Region zu begeistern. Von 9.04. bis 13.04. wurden im Rahmen der Lehrveranstaltung „Naturschutzfachliche Planung“ der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) im Zuge einer Projektwoche im Ennstal drei unterschiedliche Tourismuskonzepte finalisiert. Die Vorgabe war, praxisnahe Lösungen zur Klimawandelanpassung im Tourismus zu entwickeln, die verträgliches Reisen fördern.

Schauplatz der Feldforschung der 15 Studierenden waren die drei Gemeinden der Klimawandelanpassung-Modellregion „KLAR! Zukunftsregion Ennstal“. Den Gemeinden lag dabei besonders die Berücksichtigung der Themen Kinderfreundlichkeit, Ortskernbelebung sowie sanfter, naturverträglicher Tourismus am Herzen. Die Studierenden besuchten vor Ort mehr als 30 Behördenvertreter, Land- und ForstwirtInnen, ErzeugerInnen regionaler Produkte sowie Tourismusbetriebe und diskutierten mit allen Akteuren ihre Konzeptinhalte.
Als Ergebnis für Öblarn wurden abwechslungsreiche und zielgruppenorientierte Angebote für Gäste im Ortskern präsentiert. Die Studierenden resümierten, dass die Idee eines Nostalgiezugs, welcher bis zu 200 Gäste pro Tag in der Saison nach Öblarn bringen könnte, eine große Chance für die Region und die Bewohner sein würde. Dafür müssen aber auch entsprechende Attraktionen vor Ort angeboten werden. Das kulturelle Potential der „Perle des Ennstals“, wie Öblarn auch genannt wird, sei hoch, betont die Tourismusexpertin Prof. Ulrike Pröbstl-Haider. Das zeigen auch die Ergebnisse der Recherchen der Studierenden. Ob das Paula Grogger Wohnhaus, der Öblarner Kupferweg samt Stollen oder die zahlreichen Aktivitäten der vielen Vereine, bereits jetzt könnten unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Was aktuell noch fehlt, wäre eine zentrale Plattform vor Ort, bei welcher alle Attraktionen auf einen Blick ersichtlich sind und die Buchung von Angeboten und Paketen ermöglicht werden.

Auch die angedachte Strecke des Nostalgiezugs über das Salzkammergut und rund um den Grimming zum Endbahnhof Öblarn sei für potentielle Zielgruppen sehr attraktiv. Vor allem Gäste aus Asien und Amerika würden die Gemütlichkeit lieben und potentiell solche bequemen Reiseangebote durch traumhafte Landschaften bevorzugen. Auf die Frage nach der realistischen Umsetzbarkeit des Konzepts, meinte Pröbstl-Haider, dass das Angebot schrittweise aufgebaut werden müsse, dann werden auch die Investoren den Touristen folgen.

Für die Sölktäler wurde das Konzept mit dem klingenden Namen „ENNS-VENTURE“ entwickelt. Es beinhaltet maßgeschneiderte Naturerlebnisangebote für Gäste, welche die Wildnis entdecken wollen oder auf der Suche nach echter Entschleunigung in der Natur sind. So wurden konkrete Pakete für die beiden Zielgruppen „wissbegierige Naturliebhaber“ und „alltaggestresste Erholungssuchende“ geschnürt. „Der Naturpark biete eine gute Mischung zwischen vorhandener Infrastruktur und Naturerlebnis sowie dem Angebot an regionalen Produkten und Lebensmitteln,“ analysierten die Studierenden die Ausgangssituation. DDr. Veronika Grünschachner-Berger vom Naturpark Sölktäler begrüßte die Konzeptideen der Studierenden: „Es ist insbesondere wichtig, touristische Angebote in der Natur gezielt zu planen und spezielle Interessensgruppen bestmöglich zu bedienen, anstatt Massen in die Natur zu kippen.“ So beinhalten die entwickelten Angebote der Studierenden unter anderem geführte Touren, bei welchen neben der Entschleunigung oder dem Erlebnisfaktor auch die Themen Wissensvermittlung und Respekt in der Natur eine wichtige Rolle spielen. Diese Angebote, für welche konkrete Umsetzungsschritte definiert wurden, könnten speziell auch in den Zwischensaisonen implementiert werden.

Für die Gemeinde Michalerberg-Pruggern wurde das Konzept „Sattental erleben: Brems dich ein“ ausgearbeitet. In Zuge dessen wurden Vorschläge definiert, den bestehenden Rundwanderweg besser zu vermarkten und insbesondere das Thema Wasser für die Hauptzielgruppe Familien mit Kindern erlebbar zu machen. Dazu gehören gezielte BesucherInnenlenkung und verschiedene Naturstationen entlang des Weges, wie z.B. die Verwendung von Naturmaterialien, um Boote und Wasserräder zu bauen, Barfußpfade, Holzliegemöbel oder Insektenhäuser. „Das Sattental belebbarer zu machen und gleichzeitig umweltverträglich attraktiver zu gestalten, ist mit wenig Aufwand umsetzbar“, fassen die Studierenden ihr Konzept zusammen. Ihr Vorschlag wäre, verkehrsfreie Zeiten im Sattental einzuführen und den Parkplatz am Wanderausgangspunkt zu vergrößern. Auch auf die Klimathematik könnte im Rahmen der Umsetzung eingegangen werden und ein pädagogischer Mehrwert geschaffen werden. Auch Werner Hödl, Vizebürgermeister von Michaelerberg-Pruggern, zeigte sich begeistert von den Umsetzungsideen: „Das Ziel ist, die Rundwanderwege der Gemeinde gemeinsam zu vermarkten und die geplanten Herzpunkte mit Holzherzen der Gemeinde an speziellen Punkten zu errichten.“

Alle Konzeptpräsentationen wurden von den zahlreichen ZuhörerInnen im Saal des Schloss Großsölk sehr gut aufgenommen. Touristische Nischen mit naturnahen Angeboten in den KLAR! Gemeinden im Ennstal zu besetzen und gleichzeitig für klimatische Veränderungen gerüstet zu sein findet sowohl bei BürgerInnen als auch den ExpertInnen der Region Anklang. Bei der anschließenden und regen Diskussion bringt Ulrike Pröbstl-Haider die nächsten Schritte auf den Punkt: „Viele erfolgsversprechende Konzepte gehen kaputt, weil sie zu kompliziert sind. Entsprechende Professionalisierung ist notwendig, die Angebote müssen leicht buchbar sein, die Betriebe müssen mit im Boot sein und es bedarf eines zentralen Kümmerers in der Region.“

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