Jugend ist konservativer als ihre Eltern

Prof. Bernhard Heinzlmaier Foto: HLW+ Prof. Bernhard Heinzlmaier
Bad Aussee: Diese Jugend ist konservativer, als es ihre Eltern jemals waren


So fasste Prof. Bernhard Heinzlmaier seine Forschungsergebnisse in der Jugend-Wertestudie 2022 in einem Vortrag zusammen. Die HLW und das BORG hatten ihn nach Bad Aussee eingeladen, um der Frage nachzugehen, wie die heutige Jugend tickt. Wegen Corona, Klimakrise, Flüchtlingswelle, Ukrainekrieg und Energiekrise ist die Verunsicherung groß, Zukunftsängste häufig. „Abstiegsängste dominieren anstelle von Aufstiegshoffnungen,“ sagt Heinzlmaier.

Sicherheit, Stabilität und Planbarkeit stehen daher, ganz im Gegensatz zu früheren Jugendgenerationen, bei den Bedürfnissen ganz oben. „Die Utopien der heutigen Jugend liegen in der Vergangenheit.“ Sie sehnen sich nach einem Leben, wie es ihre Eltern früher hatten. Dazu passt, dass Gesundheit (57,4%) und ein sicherer Job (47,3%) als besonders wichtig bezeichnet werden.


Zukunftsängste
Dass die Inflation immer weiter ansteigt (45%), dass es häufiger zu Kriegen wie in der Ukraine kommt (41%) und der Klimawandel mit 39% sind die aktuellen Sorgen, wobei die jungen Frauen auffällig besorgter sind als die Burschen. Ein beschleunigtes Auseinanderdriften von Arm und Reich (37%) und eine zunehmende Entsolidarisierung in der Gesellschaft (36,7%) lassen sie beim Start ins Erwachsenenleben vorsichtig werden. Dazu kommen oft übervorsichtige „Helikopter-Eltern“, die den Mut und die Experimentierfreudigkeit nicht gerade fördern. Elternabende an Universitäten sind wohl eines der lächerlichsten Beispiele für diese Ablösungsprobleme.

Gesellschaftliches Risiko
In der Welt der sozialen Medien „produziert und performt sich das Subjekt“. Die Selbstvermarktung ist oft wichtiger als die Leistung. Wir reden beispielsweise weniger über politische Inhalte als über das Auftreten von Politiker*innen. Die Kritik der Jugend an der Politik ist so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Vertrauensindex politischer Parteien liegt bei sehr mageren 14%. Das führt sehr häufig zur Nicht-Teilnahme am politischen Leben. Eine Schweigespirale entsteht. Auch den Medien (17,7%) wird wenig Vertrauen entgegengebracht. „Die Parteien lügen wie gedruckt, und die Medien drucken es,“ könnte man diese Einstellung zusammenfassen. Ein Fressen für Populisten aller Art.


Die Betroffenheit und das Verständnis für die Jugend waren im Publikum groß, Hoffnungszeichen eher spärlich und die Diskussion engagiert. Sie zeigte, dass Eltern und Pädagogen vor keiner leichten Aufgabe stehen.

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