Steirische Wasserwirtschaft plant bis 2050

•	Grafik Niederschlagsmengen: Trockener Juli - in weiten Teilen der Steiermark blieben die Niederschlagsmengen im Juli unter dem langjährigen Durchschnitt • Grafik Niederschlagsmengen: Trockener Juli - in weiten Teilen der Steiermark blieben die Niederschlagsmengen im Juli unter dem langjährigen Durchschnitt
Runder Tisch zur Wasserversorgung in der Steiermark:

Nach einem Runden Tisch mit Wasserverbänden gibt es das Bekenntnis zu einer langfristigen Planung für die Zukunft der Trinkwasserversorgung. Das Land Steiermark wird dazu einen Wasserversorgungsplan mit einem Zeithorizont bis ins Jahr 2050 erarbeiten, um den Herausforderungen des Klimawandels und der gestiegenen Verbräuche Rechnung zu tragen. „Gemeinsam mit den Wasserverbänden machen wir die steirische Trinkwasserversorgung noch krisensicherer!“ betont Nachhaltigkeitslandesrat Hans Seitinger.

Der heurige Hitzesommer hat in weiten Teilen Europas die Trinkwasserversorgung bedroht und auch in der Steiermark steuern die Pegelstände beim Grundwasser auf ein Rekordtief zu. Um sich gemeinsam mit den Vertretern großer Wasserverbände sowie Experten des Landes über notwendige weitere Investitionen und strategische Planungen zu beraten, hat der für die Wasserwirtschaft zuständige Nachhaltigkeitslandesrat Hans Seitinger für heute Dienstag, 23.08.2022, zu einem Runden Tisch ins Landhaus geladen.

Aktuelle Situation

Die Grundwasserstände der für die Trinkwasserversorgung bedeutsamen Grundwasservorkommen nähern sich aktuell den historischen Tiefständen an. Eine wesentliche Erholung ist nur durch längere ergiebige Niederschläge möglich.

 

Ist die Trinkwasserversorgung in der Steiermark sicher?

Während in anderen Regionen Europas großen Mengen des Trinkwassers während des Transports verloren geht, betragen die Wasserverluste in der Steiermark im Regelfall nicht mehr als 10 %. Der EU-Durchschnitt liegt bei rund 30 %. „Es ist nicht nur der Klimawandel mit seinen Wetterextremen und Dürreperioden, der die Trinkwasserversorgung in vielen europäischen Regionen gefährdet. Die Probleme sind oftmals hausgemacht, weil das kostbare Trinkwasser durch desolate Infrastruktur im Boden versickert“, erläutert Nachhaltigkeitslandesrat Hans Seitinger, der für die Steiermark Entwarnung geben kann: „Durch die Investitionen in den vergangenen Jahren und den innersteirische Wasserausgleich zwischen dem wasserreichen Norden und dem eher trockenen Süden, ist die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung bislang im Normalbetrieb und im herausfordernden Jahr 2022 gewährleistet. Damit das auch in Zukunft so bleibt, investieren unsere Wasserverbände mit Unterstützung von Bund und Land jährlich rund 25 Millionen Euro in Leitungen, Behälter, neue Quellen und Brunnen sowie Störfallmanagementpläne mit Blackoutsicherheit. Diese Investitionen sichern die Trinkwasserversorgung der Steirerinnen und Steirer.“

Herausforderungen

Durch den Klimawandel nehmen die Wetterextreme zu. Es wird damit gerechnet, dass die Niederschlagsmengen insgesamt zwar einigermaßen konstant bleiben, es aber zu massiven Verschiebungen kommt. Daraus resultieren ausgeprägte Trockenphasen und extreme Starkregenereignisse. Die Grundwasseranreicherung wird dadurch auch verändert bzw. beeinträchtigt. Für die Wasserversorger stellt vor allem die Deckung des Spitzenbedarfes während großer Hitzeperioden eine besondere Herausforderung dar. Die zunehmende Anzahl von privaten Schwimmbädern erfordert zusätzliche Anstrengungen. Allein in die rund 50.000 steirischen Pools fließen jährlich 1,5 Milliarden Liter Trinkwasser. Das Land Steiermark wird einen Wasserversorgungsplan mit einem Zeithorizont bis ins Jahr 2050 erarbeiten, um die Herausforderungen des Klimawandels und der gestiegenen Verbräuche Rechnung zu tragen.

Maßnahmen

„Ein Schlüssel zu einer sicheren Trinkwasserversorgung ist das Wissen um den Zustand der Infrastruktur. Daher erfassen wir die gesamte Wasserinfrastruktur in einem digitalen Leitungskataster“, erläutert Seitinger. Bis Ende 2025 werden alle öffentlichen Wasserleitungen in diesem Kataster erfasst sein. Für notwendige Erneuerungen von Anlagen hat das Land Steiermark eine Sanierungsoffensive für Wasser und Kanal gestartet. Einen Fokus legt die steirische Wasserwirtschaft auch auf die Schließung von Versorgungslücken in der öffentlichen Wasserversorgung und der Sicherung neuer Trinkwasserressourcen. Darüber hinaus sollen die Leitungsausbaupläne der Gemeinden für die nächsten drei Jahre eingemeldet werden. Insbesondere bei den zahlreichen kleineren Wasserversorgern soll die Resilienz gesteigert werden, etwa durch die Anbindung an das Wassernetzwerk Steiermark. Eine zentrale Maßnahme stellt darüber hinaus die weitere Stärkung des innersteirischen Wasserausgleichs mit seinem weitreichenden System an Transport- und Verbindungsleitungen dar. Kurzfristig soll auch die Evaluierung des Wassernetzwerkes Steiermark in Bezug auf die aktuellen Klimawandelfolgen durchgeführt werden, wie in der letzten Regierungssitzung beschlossen wurde. Auch Regenwasser soll in Zukunft verstärkt Verwendung finden.

Zahlen, Daten und Fakten

  • 92% der Steirerinnen und Steirer sind an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen und werden durch Gemeinden, größere Verbände oder Genossenschaften mit Trinkwasser versorgt, der Rest durch private Einzelwasserversorgungsanlagen.
  • Der gesamte Trinkwasserverbrauch in unserem Land beträgt 205.000 m³ pro Tag.
  • Die öffentlichen Wasserversorger liefern pro Jahr rund 74 Million Kubikmeter Trinkwasser (nur Trinkwasser für Haushalte!).
  • Der Durchschnittsverbrauch der Steirerinnen und Steirer beträgt 140 Liter/Tag.
  • In der Steiermark gibt es etwa 1.000 öffentliche Wasserversorger. Neben den 25 Wasserverbänden und 284 Gemeinden zählen dazu auch zahlreiche Wassergenossenschaften
  • Für die öffentliche Wasserversorgung werden genutzt:
  • 011 Quellen und 619 Brunnen
  • 821 Trinkwasserbehälter
  • 000 km Wasserleitungen: Das öffentliche Wasserleitungsnetz der Steiermark entspricht somit einer Strecke von Graz nach Sydney
  • Entscheidend für die Versorgungssicherheit ist einerseits die Ergiebigkeit der Grundwasservorkommen und der Quellen, aus denen sich die einzelnen Wassernetze speisen und andererseits der technische Standard der Wasserverteilung – besonders die Vernetzung der einzelnen Versorger untereinander
  • Das Rückgrat der steirischen Trinkwasserversorgung ist das „Wassernetzwerk Steiermark“ mit den leistungsfähigen Transportleitungen. Diese transportieren Wasser von wasserreichen Gebieten in Regionen mit geringerem Wasserdargebot. Von besonderer Bedeutung sind auch regionale Verbindungsleitungen, die zur hohen Versorgungssicherheit beitragen.
  • Seit 2003 wurden EUR 65 Mio. in 300 km Transportleitungen investiert (Sonderförderungen Bund + Land bis zu 80% der Investitionskosten)
  • Anlagen in Einzelnen
    • Transportleitung Hochschwab-Graz (78 km), 6,2 Mio. m³ jährlich werden gefördert. (250 l/s), 85% davon fließen nach Graz, der Rest nach Bruck, Kapfenberg, Pernegg und Frohnleiten
    • Transportleitung Oststeiermark (Graz-Hartberg), 60 km, sichert die Versorgung von 220.000 Menschen ab, maximale Kapazität 200 l/s
    • Transportleitung GU/Leibnitz (im Leibnitzerfeld gesamt 170 km Transportleitungen), sichert Versorgung für 80.000 Menschen
    • Transportleitung Wechsel (Vom Wechsel bis Masenberg), 22,5 km
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