Vorbereitungen auf den Sturm

Gerfried mit Gesichtsschutz gegen die Kälte Gerfried mit Gesichtsschutz gegen die Kälte
Vorbereitungen auf den angekündigten Sturm

Auf Grund der Warterei mutiert Gerfried Göschl derzeit zum Schriftsteller, was sicher nicht beabsichtigt war und dennoch, seinen Worten lässt sich entnehmen: es geht zäh her, am Hidden Peak.

Ein Situationsbericht von Gerfried Göschl aus dem Basislager:

Tagelang mussten wir wegen der starken Winde im Basislager abwarten. Ab kommenden Montag soll es aber noch viel schlimmer kommen. Charly Gabl sagt uns in 7000 Metern Windspitzen bis 140 km/h voraus. So müssen wir sogar hier im Basislager mit bis zu 100km/h rechnen.

Daher nutzten wir gestern, Freitag, eine Minichance um unser Lager 1 (6200m) noch rechtzeitig abzubauen und zu fixieren. Tamara und Darek kletterten bereits am Donnerstag bei durchwachsenem Wetter zu Lager 1 um dort zu schlafen. Cedric und ich wollten unseren Akklimatisationsstand testen und hatten vor, in möglichst kurzer Zeit aufzusteigen. Kurz nach sechs Uhr starteten wir gestern Morgen gefolgt von Nisar und Alex. Trotz der extremen Kälte von -30° fanden Cedric und ich sehr rasch unser Reisetempo. Gleichmäßig stiegen wir auf. Punkt 11:00 Uhr, nach weniger als fünf Stunden Kletterzeit, begrüßten uns in Lager 1 Darek und Tamara sichtlich überrascht mit heißem Tee. Insgeheim hatten Cedric und ich gehofft, die letzten 100 Höhenmeter bis zum Grat auf 6800m mit Seilen zu versichern. Trotz guter Form hatte leider ein weiterer Aufstieg wegen des starken Windes kein Sinn. So vertrieben wir die Zeit bis Nisar und Alex das Lager erreichten mit ein paar Filmaufnahmen und Tests mit der GoPro-Kamera.

Dann bauten wir das Zelt ab und fixierten alle Materialen damit wir wegen des aufkommenden Sturmes keine Verluste hinnehmen müssen. Zufrieden mit dem Erreichten stieg das gesamte Team ins Basislager ab. Heute und morgen werden wir uns hier gemeinsam mit der Polnischen Gruppe um Artur Hajzer, mit denen wir uns ausgezeichnet verstehen und uns das Basislager teilen, auf den Sturm einrichten, d.h. die Zelte zusätzlich absichern.

Wie geht es sonst?

Körperlich fühle ich mich stark und bereit für unser großes Ziel, für mein langjähriges Projekt. Unsere Pakistanische Küchenmannschaft verwöhnt uns nahezu, ist unwahrscheinlich bemüht und dies trotz der winterlichen Bedingungen. Auf der anderen Seite: das letzte Mal habe ich mich am 12. Jänner geduscht, es ist fortwährend kalt, meine Zehen fühlen sich manchmal wie taube Fremdkörper an, im Februar haben wir nahezu keine Sonne gesehen.

Jeder kann wohl nachfühlen wie es einem in so einer Situation geht!
Im Grunde sind wir bereit für einen Gipfelaufstieg, die steilsten Teile der Route sind fast alle mit Seilen abgesichert, ausreichend Material ist am Berg, die Teamarbeit funktioniert sehr gut. Die Höhenstürme, die man fortwährend über unseren Köpfen gurgeln hört, bedrücken aber die Stimmung und die Motivation. Nun beginnt das mühsame und frustrierende Spiel des Winters im Karakorum, wir müssen auf eine Gipfelchance warten und hoffen. Wir haben zwar noch mehr als einen Monat Zeit, wer möchte aber schon hier in der Kälte „schmoren" und auf seine Lieben zu Hause verzichten!? Und ich muss gestehen, ich verwünsche mich manchmal, dass ich das meiner Familie antue. Ich vermisse meine zwei kleinen, entzückenden Töchter und meine geduldige, aber jetzt auch schon sehr strapazierte Frau. Jedes Telefonat mit meiner älteren Tochter Hannah, die immer wieder fragt wann ich ENDLICH nach Hause komme, ist wie ein Schlag in die Magengrube. Es ist wunderschön ihre Stimme zu hören, aber deprimierend ihre Wünsche nicht erfüllen zu können. Dies sind unweigerlich die Schattenseiten meines Lebens. Kann man Abenteuerlust und die Sehnsucht nach einem „normalen" Familienleben überhaupt unter einen Hut bringen?

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Wie es derzeit aussieht wird ein möglicher Gipfelaufstieg nicht vor Anfang März stattfinden können!

Bilder im Anhang:

001: Cedric im Lager 1 mit der GoPro-Kamera am Helm

002: Gerfried mit Gesichtsschutz gegen die Kälte

003: Darek, unser Kameramann und das zusammengepackte Material in Lager 1, sturmbereit

004: Isac, einer unserer bemühten Köche

005: Gerfried bei einem warmen Fußbad und nach einer frischen Rasur

006: Die angefrorenen Zehen eines Pakistanischen Trägers der Polnischen Gruppe

 

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