Heute startet die Planai Classic

Empfehlung - Björn Waldegard Planai Classic - Björn Waldegard
„What the hell are you doing, Dad?“

Mathias, der Sohn von Björn Waldegard, war alles andere als begeistert, als auf seiner Beifahrerseite Teile eines LKWs eindrangen. Warum die beiden bei der Classic Safari-Rallye im letzten November knapp an einer Katastrophe vorbeischrammten, wie sie dennoch gewinnen konnten und warum ein Sieg bei der Planai Classic so schwierig ist, verrät der Ex-Weltmeister im Interview.

von Michael Noir Trawniczek & Helmut Zwickl

Björn Waldegard und sein Navigator Hans Sylvan gehören zu den gern gesehenen Stamm- und Stargästen der Planai Classic – heuer pilotieren die beiden Schweden einen Porsche 911 S aus dem Jahr 1969. Im November des Vorjahrs erlebte der 68-jährige Ex-Weltmeister bei der East African Safari Classic-Rallye wieder einmal die Höhen und die Tiefen, die den Rallyesport auszeichnen. Er nahm gemeinsam mit seinem Sohn Mathias an dem Event teil. Vier Mal konnte Waldegard die Safari-Rallye gewinnen, der erste Sieg gelang ihm 1977, dazu kommen zwei Siege bei der Classic Safari Rallye.

Von dem Wort „Classic“ sollte man sich nicht irritieren lassen – es wird auch bei der Classic Safari Rallye Vollgas gegeben. Doch während die reguläre Safari-Rallye auf lächerliche 730 Gesamtkilometer geschrumpft ist, wird die Classic Safari immer noch an neun Tagen abgehalten.

Waldegard nickt: „Es sind neun Tage – einen Ruhetag gibt es, somit fahren wir acht Tage lang. Der Speed, den wir im Vorjahr gefahren sind, war enorm. Wir waren sogar viel schneller als damals, das ist unglaublich. Der Porsche 911, den ich im November pilotiert habe, ein 76er-Baujahr, ist viel schneller als der Wagen, mit dem ich früher gefahren bin, er wurde auch laufend verbessert.“

Wenn er heute als 68-jähriger gegen den Björn Waldegard des Jahres 1977 fahren könnte, wer würde dieses Duell gewinnen? Wie würde sich das Alter auswirken?

Waldegard überlegt: „Bei einer europäischen Speedrallye wäre ich klarerweise langsamer als der junge Waldegaard – aber in Afrika würde ich ihn schlagen, weil ich mehr Erfahrung als er aufweisen kann.“

Bei Topspeedwerten jenseits der 200 km/h müssen die Piloten bei der Classic Safari Rallye mitunter binnen Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen – denn oft stehen gestrandete Fahrzeuge auf der Strecke.

Ein gestrandeter LKW wäre dem Vater/Sohn-Duo Waldegard zuletzt beinahe zum Verhängnis geworden – man schrammte de facto wenige Millimeter an einer Katastrophe vorbei.

Waldegard erzählt: „Ich habe mich ein bisschen so verhalten, wie dieser Spruch, der da lautet: ‚Ein Youngster kann niemals Recht haben!‘“

Heute kann Waldegard über den Vorfall lachen - doch er fügt mit ernster Miene hinzu: „Ich habe meine Lektion gelernt – ich habe heute noch Alpträume über diesen dummen Unfall. Bei der Safari-Rallye hast du natürlich den Co-Piloten, der dir den Weg ansagt – doch dann musst du auch sehr oft, ich würde sagen sicher an die tausend Mal, sehr schnell eine Entscheidung treffen, ob du die rechte oder die linke Seite der Straße nimmst. Doch bei diesem LKW hatte ich eigentlich genügend Zeit, das war eine Distanz von 500 Metern, da konnte ich lang genug überlegen, was ich tun soll.“

„Not a good one“

„Ich habe versucht, auf der linken Seite vorbeizukommen, doch bei den schlammigen Verhältnissen war nicht genug Platz und wir rammten den LKW – es war sehr gefährlich, denn der LKW bohrte sich in unser Auto, Teile sind durch das Dach eingedrungen, sehr nahe beim Kopf meines Sohnes.“

Auf seine liebenswert trockene Art und Weise fügt Waldegard stoisch hinzu: „It was not a good one.“ Und wie hat Sohn Mathias reagiert? Waldegard lacht: “Er sagte nur: ‚What the hell are you doing Dad?’”

Das Unglaubliche an der Story: Der Unfall kostete rund eine Stunde. Doch das Duo Waldegard konnte die Rallye trotzdem noch gewinnen – mit unglaublichen 41,57 Minuten.

Waldegard sagt: „Ich bin in Afrika offenbar mit Glück gesegnet. Man darf dabei aber nicht vergessen: In Afrika hast du immer irgendein Problem – die anderen hatten also auch ihre Probleme.“

Zu den anderen gehörte auch Stig Blomqvist, der bei der Classic Safari 2011 als Dritter neben Waldegard auf dem Podium stand. Blomqvist ist zurzeit in Österreich, auf einem Mitsubishi Lancer Evo X nimmt er an der Jänner-Rallye teil.

Waldegard sagt trocken: „Stig ist viel jünger als ich – er fährt die Speedrallyes und überlässt mir die Gleichmäßigkeitsevents.“ Tatsächlich ist Blomqvist lediglich um drei Jahre jünger – und fügt hinzu: „Um ehrlich zu sein: Ich mag die Speedrallyes viel mehr als die Gleichmäßigkeitsrallyes – aber wenn ich im Jahr zwei oder drei Gleichmäßigkeitsbewerbe absolviere, dann bin ich zufrieden damit. Denn eine Gleichmäßigkeitsrallye ist eine ganz andere Geschichte.“

Mit der Planai Classic hat Björn Waldegard noch eine Rechnung offen: „Es schmerzt mich, dass wir bislang nicht in der Lage waren, die Planai Classic zu gewinnen, denn das ist eine dermaßen schwierige Rallye. Die Fahrer hier sind so perfekt, das beindruckt mich sehr – bislang hatten wir keine Chance, den Sieg zu erringen, doch diesmal wird es anders sein, hoffentlich.“

Mag. Michael Glöckner & Helmut Zwickl

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