Das wird den Angestellten nicht gefallen

Das wird den Angestellten nicht gefallen Foto: BLO24
Geschäfte sollen nach dem zweiten Lockdown am Abend länger und auch an Sonntagen öffnen dürfen.


Ist das jetzt die oft geforderte Belohnung für alle Corona-Helden des ersten Lockdowns? Ginge es nach WKÖ-Chef Harald Mahrer soll Kunden durch die Sonntagsöffnung mehr Zeit für ihre Weihnachtseinkäufe eingeräumt werden und dem Handel die Möglichkeit geben, ihren Umsatzeinbruch durch diesen Lockdown abzumildern. Die Gewerkschaft der Handelsangestellten legte schon ihr Veto ein und auch AK-Präsidentin Renate Anderl sieht diese Lösung nicht als Weisheit letzter Schluss.

Wer, wie ich einmal im Verkauf tätig war, wird sich angesichts dieses Wunsches nach längeren Öffnungszeiten wohl auch die Fragen stellen: „Ja geht´s noch?“ Die meisten Angestellten im Handel sind Frauen, Mütter, die oft neben ihrem Job noch die Familie versorgen müssen. Viele von ihnen laufen den ganzen Tag mit einem „Fetzen“ vorm Gesicht in ihren Geschäften von A nach B und übernehmen Waren, sortieren sie ein, beantworten Fragen von Kunden, kassieren stundenlang, leiden an Atemnot und das alles unter der Ungewissheit, ob nicht irgendwer das Virus in ihr Geschäft trägt und sie sich infizieren.

Und da kommt die WKÖ (Wirtschaftskammer Österreich) daher und glaubt, die Angestellten würden voll motiviert auch noch am Sonntag oder auch länger am Abend in den Geschäften stehen. Gut, man könnte hier anmerken, dass auch andere Berufsgruppen von dieser Pandemie stark betroffen sind und mehr Arbeit als sonst leisten. Als Antwort fällt mir ein: „Wie lange wird das gut gehen? Wenn ich eine Orange auspresse, ist irgendwann kein Saft mehr da.“ Im Gegensatz zur Orange gelingt es aber dem Menschen – manchen schneller, andere brauchen länger –, sich wieder zu erholen, wenn man ihm Zeit gibt.

Wenn man aber seine Freizeit kürzt und ihm mehr Last aufbürdet, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er nicht mehr kann und alles hinschmeißt. Da helfen dann auch keine Durchhalteparolen mehr. Wenn der Tank leer, die Kraft verbraucht ist und Gedanken von Ausbeutung überhandnehmen, wenn die Situation für Betroffene ausweglos wird, kann es auch zu einem BURN-OUT kommen!

Und damit wäre unserer Wirtschaft bestimmt nicht geholfen. Wünschenswert wären also bessere Ideen, wie man den Handel in diesen schweren Zeiten am Leben erhält und den Menschen im Handel auch Zeit für Erholung gibt. Als „pragmatische Lösung mit Hausverstand“ werden Betroffene ihre Idee wohl nicht sehen, Herr Mahrer.

Ich auch nicht … Alfred St.

Halten Sie Abstand, tragen Sie MNS und bleiben Sie gesund.

Werbung

Werben auf BLO24

Sie haben Interesse auf unserer Plattform zu werben? Dann zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns unter +43 (0)664 222 66 00.