Arbeitsmarktbilanz 2015 im Bezirk Liezen

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Organisatorische und personelle Veränderungen im AMS

sowie ein angespannter Arbeitsmarkt mit einer schwachen Konjunktur und einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit kennzeichnen die Arbeitsmarktsituation im letzten Jahr im Bezirk Liezen.

Die Geschäftsleitung des AMS Liezen, Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer blicken auf ein turbulentes Jahr 2015 am regionalen Arbeitsmarkt im Bezirk Liezen zurück.

Eine Bilanz auf die Arbeitsmarktsituation im Bezirk zeigt, dass das Wirtschaftswachstum mit rund 0,8 Prozent weiterhin deutlich zu niedrig war, um positive nachhaltige Impulse am Arbeitsmarkt zu setzen und deshalb stieg die Arbeitslosigkeit nahezu in ganz Österreich und auch im Bezirk Liezen an.

Die Zahl der Arbeitslosen hat um 3,9 Prozent zugenommen und liegt damit unter dem Schnitt der Steiermark (plus 6,2 Prozent). Erfreulich ist, dass die Beschäftigung und somit die Nachfrage nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht um 0,2 Prozent angestiegen ist. Witterungsbedingte Einflüsse im Tourismus und Produktionsschwankungen in der Industrie sowie die Insolvenz der Firma Schachnerhaus kennzeichneten die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt.

Die Arbeitslosenquote beträgt 7,4 Prozent und ist um plus 0,2 Prozent zum Vorjahr angestiegen, befindet sich aber unter dem Niveau der Steiermark im Vergleich mit 8,3 Prozent. Positive Signale hat es am Stellenmarkt gegeben. Insgesamt wurden dem AMS im letzten Jahr wieder um 21,0 Prozent mehr Stellen als im Vorjahr gemeldet.

Über 10.000 arbeitslosen, lehrstellensuchenden oder in Schulung befindlichen Personen ist der Berufseinstieg im Vorjahr erfolgreich gelungen und die Drehscheibe AMS lief trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiter auf Hochtouren.

Weichenstellung beim AMS im Bezirk Liezen
Um den derzeit verschärften Rahmenbedingungen bestmöglich gerecht zu werden, wurden alle Kräfte gebündelt, um als ein bezirksweites AMS die Drehscheibe am regionalen Arbeitsmarkt zu sein. Seit 1. Juli 2015 ist das AMS Gröbming, ebenso wie bereits seit vielen Jahren Bad Aussee, eine Zweigstelle des AMS Liezen. Mit diesem neuen Konzept reagierte das AMS Steiermark u. a. auf die knappen Personalressourcen in den kleinsten Organisationseinheiten und schaffte eine noch flachere Hierarchie. Im neuen Organisationskonzept, wurden interne Abläufe optimiert, Doppelgleisigkeiten reduziert und alle Stärken gestärkt. Klar ist, dass die Zweigstellen Gröbming und Bad Aussee, neben der Hauptgeschäftsstelle Liezen, auch langfristig als wichtige Dienstleister in den Regionen im Sinne der Kundinnen- und Kundennähe für Arbeitsuchende und Betriebe eine zentrale Rolle im Rahmen der regionalen Arbeitsmarktpolitik spielen.

Im Schnitt ein Plus von 96 Personen bei der Arbeitslosigkeit
Gegenüber 2014 verzeichnen wir im Jahresdurchschnitt einen Anstieg um 96 arbeitslose Personen, das entspricht einem Plus von 3,9 Prozent. Starke saisonale Schwankungen zwischen einem Minus von 0,6 Prozent und einem Plus von 9,8 Prozent prägten die regionale Arbeitsmarktstatistik. Weiterhin wenig erfreulich und alarmierend ist der Anstieg bei der Personengruppe der Älteren um plus 9,6 Prozent und bei Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen um plus 29,2 Prozent. Erfreuliche Nachrichten gibt es bei der Entwicklung bei den Jugendlichen zu berichten, wo ein leichter Rückgang um 0,3 Prozent beobachtet werden kann.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren vor allem Männer (plus 7,2 Prozent) stärker als Frauen (plus 0,6 Prozent) betroffen. Die Dynamik am Arbeitsmarkt zeigen die Zahlen der Zu- und Abgänge. Im Jahr 2015 sind 10.340 Personen (um plus 113 oder plus 1,1 Prozent mehr) arbeitslos geworden. Erfreulich ist, dass aber auch 11.018 Arbeitsuchende (ein Plus von 140 oder plus 1,3 Prozent) ihre Arbeitslosigkeit trotz des angespannten wirtschaftlichen Umfeldes beenden konnten.

Im letzten Jahr wurden 10.003 Anträge aus dem Topf der Arbeitslosenversicherung für Leistungen wie Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe von den MitarbeiterInnen des AMS bearbeitet. Insgesamt wurde dafür eine Summe von knapp € 29,9 Mio. zur Existenzsicherung ausbezahlt.

Die durchschnittliche Höhe des Tagsatzes von Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe betrug € 28.- im Jahr 2015.

Arbeitskräftepotenzial leicht angestiegen
Die Zahl der Beschäftigten ist um 0,2 Prozent auf 31.566 Personen angestiegen. Nach Branchen betrachtet gibt es Zunahmen in der Beherbergung und Gastronomie (plus 4,7 Prozent), in der Gebäudebetreuung (plus 7,9 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 4,3 Prozent). Die deutlichsten Rückgänge können in den Wirtschaftsbranchen Arbeitskräfteüberlassung (minus 5,1 Prozent), Handel (minus 2,2, Prozent), Bauwesen (minus 2,0 Prozent) und der Produktion (minus 1,4 Prozent) beobachtet werden. In der Steiermark bzw. in Österreich hat die Beschäftigung im letzten Jahr jeweils um 0,9 Prozent zugenommen. Das Arbeitskräftepotenzial ist im Bezirk Liezen um 172 Personen im Vergleich zum Vorjahr auf 34.090 angestiegen.

Stellenmarkt war Gewinner
Nachdem in der ersten Jahreshälfte die Entwicklung am Stellenmarkt noch stagniert hat, konnte trotz der schwachen Konjunktur im zweiten Halbjahr durch verstärkte Akquiseaktivitäten des Service für Unternehmen (SfU) bis zum Jahresende ein deutliches Plus an Stellen und Lehrstellen erreicht werden. 5.607 Stellen (plus 972 oder 21,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr) wurden dem AMS zur Stellenbesetzung gemeldet. Die größten Zugänge gab es in den Bereichen der Produktion und Herstellung von Waren mit einem Plus von 20,0 Prozent, in der Gebäudebetreuung mit einem Plus von 1,0 Prozent sowie im Handel mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent. In allen anderen Wirtschaftsklassen wurden dem AMS weniger Jobs gemeldet, wobei vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen (minus 12,1 Prozent) in der Beherbergung und Gastronomie mit einem Minus von 10,8 Prozent und in der Arbeitskräfteüberlassung (minus 12,5 Prozent) ein Stellenrückgang beobachtet werden konnte. 4.486 offene Stellen (inkl. Lehrstellen) wurden 2015 mit einer passenden Arbeitskraft durch die Unterstützung der AMS- BeraterInnen, Online-Services oder anderen Vermittlungskanälen besetzt. Um den Einschaltgrad der offenen Stellen weiter auszubauen, wurde die Betriebsarbeit durch das Service für Unternehmen durch Vertriebsaktivitäten weiter forciert. Insgesamt wurden von den SfU-MitarbeiterInnen 531 Betriebsbesuche vor Ort bei den Firmen durchgeführt, um Jobs zu akquirieren, Personal zu vermitteln, aber auch über aktuelle Dienstleistungsangebote und Fördermöglichkeiten zu informieren.

Qualifizierungen und Schulungen erhöhen die Integrationschancen am Arbeitsmarkt
Je niedriger das Ausbildungsniveau ist, desto höher ist die Gefahr arbeitslos zu werden bzw. zu bleiben. Im Bezirk Liezen haben im Jahresschnitt 865 Personen (rund ein Drittel der Vorgemerkten) mit höchster Ausbildung einen Pflichtschulabschluss gehabt. Ein zentrales Instrument um Arbeitslosigkeit zu verhindern bzw. zu beenden ist deshalb Aus- und Weiterbildung. Im letzten Jahr haben durchschnittlich 388 Personen (plus 3,4 Prozent) eine Schulung besucht. Insgesamt haben 1.463 Personen an einer Aus- und Weiterbildung teilgenommen. Erfreulich ist die hohe Effektivität von Schulungen. Mehr als die Hälfte der Schulungsabsolventen (55,2 Prozent) haben innerhalb von drei Monaten nach Kursende wieder einen Job gefunden und bestätigen deutlich den Mehrwert von der Teilnahme an Qualifizierungen. Im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wurden für Beschäftigung, Qualifizierung und Unterstützung rund € 7,6 Mio. für Arbeitsuchende und heimische Betriebe an Förderungen investiert.

Lichtblick Lehrstellenmarkt - die Jugend kann wählen
Im Jahr 2015 waren durchschnittlich 38 Jugendliche (plus 10 oder 35,4 Prozent) auf der Suche nach einer Lehrstelle. Dem gegenüber standen 48 offene Lehrstellen (plus 15 oder 44,9 Prozent). Insgesamt wurden 428 Lehrstellen dem AMS gemeldet, um 1,8 Prozent weniger als im vorherigen Jahr. Laut Wirtschaftskammer wurden von 440 Unternehmen insgesamt 1.307 Lehrlinge, um 32 weniger als im letzten Jahr in der Region ausgebildet. Mit der BuK.li – der Berufs- und Karrieremesse für die Bildungsregion Liezen organisierte das AMS mit Unterstützung der Kooperationspartner Wirtschaftskammer, Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Steiermärkische Sparkasse und Regionalmanagement Bezirk Liezen zwei Berufs- und Karrieremessen, um über die Vielfalt der Aus- und Weiterbildungsangebote in der Region zu informieren.

Aktive regionale Arbeitsmarktpolitik
Die Umsetzung der regionalen Arbeitsmarktpolitik passiert gemeinsam mit den Vertretern der Sozialpartner: Arbeiterkammer, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung. Gemeinsam wurden im letzten Jahr 4 Regionalbeiratssitzungen und jeweils 25 Ausschusssitzungen in den Bereichen Arbeitslosenversicherung und Ausländerbeschäftigung durchgeführt.

Zu wenig Schwung für die Trendwende: Arbeitslosigkeit bleibt auf hohem Niveau und Hinweis auf positive Signale am Stellenmarkt
Auf Grund der aktuellen Wirtschaftsprognosen ist auch heuer keine nachhaltige Arbeitsmarktentspannung zu erwarten. Die Arbeitslosigkeit soll zwar lt. Prognosen in den kommenden Monaten nur mehr moderat ansteigen, wird aber trotzdem auf hohem Niveau bleiben. Das Wirtschaftswachstum wird 2016 um 1,6 bis 1,9 Prozent ansteigen, für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit wären wohl mindestens 2,5 Prozent Plus notwendig. Das Pensionsalter wird, durch die gesetzlichen Änderungen, weiter steigen und dadurch wird auch die Zahl der arbeitslosen Personen im Alter ab 50 Jahren, die einmal aus dem Erwerbsleben herausfallen, zunehmen. Hand in Hand mit dieser Entwicklung nimmt auch die Zahl der Jobsuchenden mit gesundheitlichen Einschränkungen zu.

Verhinderung von dauerhafter Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt bleibt ein Schwerpunkt
Durch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und die forthaltende Technologisierung laufen noch mehr Personen mit geringer Qualifikation Gefahr in die Langzeitarbeitslosigkeit zu schlittern. Dieser Anteil, die länger als 12 Monate ohne Job sind, wird auf Grund des Konkurrenzdrucks am Arbeitsmarkt weiter steigen. Zusätzlich drängen Personen wie Frauen aus der sogenannten „stillen Reserve“ oder Zuwanderer auf den Arbeitsmarkt und somit dürfte daher vorerst mit einer nachhaltigen Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt nicht zu rechnen sein. Die Zahl der Flüchtlinge hat in der Region am Arbeitsmarkt bislang noch keine Auswirkungen mit sich gebracht.

Aktuell suchen 7 asylberechtigte Personen einen Job und die Integration von Personen mit Migrationshintergrund wird speziell für Regionen die aufgrund der demografischen Entwicklung von Abwanderung betroffen sind, als Chance für zukünftiges benötigtes Arbeitskräftepotenzial gesehen. Durch intensive Vermittlungsbemühungen und vor allem auch durch gezielte Schulungsaktivitäten mit Qualifizierungsprogrammen soll diesem Trend entgegen gearbeitet werden. Die budgetären Mitteln werden im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik für die Höherqualifizierung von arbeitslosen Personen, der arbeitsplatznahen Qualifizierung in Abstimmung mit der Wirtschaft und zur Schaffung von neuen Dienstverhältnissen mittels Eingliederungsbeihilfen eingesetzt werden. Regionale Wirtschaftsstrukturen und Qualifikationsanforderungen werden sich auch in naher Zukunft weiter intensiv verändern.

Dementsprechend wird neben der wichtigen Ausbildung unserer Jugend, die Erwachsenenbildung noch mehr an Bedeutung gewinnen. Entscheidende Faktoren für die regionale Arbeitsmarktsituation werden wieder sein, wie sich die großen Wirtschaftstreiber Bauwesen, Produktion, Handel und der Tourismus entwickeln. Ziel des AMS im Bezirk Liezen wird es sein, als Drehscheibe das Vermittlungsgeschäft weiter in Schwung zu halten. Mit vielen Kontakten zu den heimischen Betrieben, um freie Stellen zu akquirieren, passgenaue Vermittlung und ausgesuchten Förderprogrammen wird das AMS daran arbeiten, dass sich Arbeitslosigkeit im Bezirk Liezen nicht verfestigen kann. Gemeinsam mit der Wirtschaft sieht das AMS auch die soziale Verantwortung eine Bewusstseinsänderung in der Beschäftigung von benachteiligten Zielgruppen zu verbessern, denn nur so kann langfristig die Arbeitslosenquote wieder gesenkt werden und Arbeitskräftepotenzial und Fachkräfte in der Region gehalten werden.
Beschäftigungspolitische Maßnahmen wie z.B.: das Programm „Karriere:Management 45+“, das gemeinsam mit dem Land seit Jahresbeginn umgesetzt wird, sollen neue Chancen und Impulse dafür bieten. Weiters muss man sich in der heutigen Arbeitswelt auf immer mehr Flexibilität und Dynamik einstellen. Den klassischen lebenslangen Job bei einer Firma wird es immer seltener geben und Phasen der Arbeitsuche werden immer üblicher und dürfen nicht als Katastrophe gesehen werden, sondern sind Bestandteil des Berufslebens. Diese bieten auch die Chance für eine berufliche Neuorientierung bzw. Weiterentwicklung. Mit dem Ausbau des Berufsinfobereiches in Gröbming und dem Berufsinfozentrum in Liezen bietet das AMS Hilfestellung und Unterstützung bei der der richtigen Wahl der Ausbildung und informiert über aktuelle Trends am Arbeitsmarkt.

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