Zum 70. Geburtstag der Stadt Liezen

Zum 70. Geburtstag der Stadt Liezen BLO24.at
Liezen; Seit ich denken kann, lebe ich in meiner Stadt. Ich habe vieles mit ihr erlebt.

Wunderschönes, lustiges, trauriges, sie hat mich gelobt, sie hat mich gehasst, sie hat mich liebkost, sie hat mich in die Hölle geschickt und wieder zurückgeholt. Sie war mir Schule, sie war mir Lehre, sie war mir Beruf, sie hat mich geführt und ernährt, sie ist mir Familie. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.

Sie ist keine Schönheit, nicht vollkommen, aber liebens- und lebenswert. Sie schmiegt sich in das Ennstal wie ein Kind an Mutters Brust. Steil ragen im Norden die Felswände des Nazogl auf. Zu seinen Füßen, die sattgrünen, im Winter tief verschneiten Wiesen der Hintereggeralm. Davor eine Wand, dunkelrot, die, so die Sage, einst von einem Drachen bewohnt wurde. Im Süden meiner Stadt, saftige Wiesen, vereinzelt noch Heuschober, und die Enns, die nicht mehr so oft wie früher über ihre Ufer tritt und die Wiesen wässert. Gemächlich mäandert sie vorbei an meiner Stadt, Richtung Gesäuse, wo sie sich donnernd zwischen mächtigen Felsen hindurchzwängt.

Einst schlug ein Herz aus Stahl in meiner Stadt und roter Rauch stieg täglich aus zahlreichen Schloten. Vergangenheit, meine Stadt geht mit der Zeit, hat sich gewandelt, ihr stählernes Herz gezähmt, ohne es zu verlieren und ist ökologisch sauber geworden.

Meine Stadt ist nicht groß, im Sinne von Fläche und Einwohner, sie ist überschaubar. Vom Kalvarienberg mit seinem kleinen Kirchlein kann ich meine Blicke schweifen lassen. Über rot-schwarze Dächer, vorbei am hohen Kirchturm, über die Wiesen im Tal, vorbei am mächtigen Grimming mit seinen schroffen Graten, bis weit hinauf ins obere Ennstal.

Meine Stadt ist geschäftig, eine modische, eine pulsierende Stadt, die an Wochentagen zahlreiche Menschen aus allen Teilen des Bezirkes aufnimmt und ihnen Arbeit gibt. Manchmal ist meine Stadt aber ein wenig bockig, wenn ihr der ganze Verkehr zu viel wird. Dann verschließt sie ihre Augen und lässt die nervigen Autos gerne mal an ihren Ampeln warten.

Am Sonntag ist meine Stadt meist eine ruhige Stadt. Dann blickt sie gerne auf ihre Spaziergänger. Alte, Junge, Kinder und auf die Fahrradfahrer und Läufer in den Ennswiesen. Diese im Sommer saftig grünen Wiesen hat sie uns als Naherholungsgebiet geschenkt, und als Augenweide. Im Frühling ein kunterbuntes Blumenmeer, im Herbst ein duftender Heuballen und im Winter mitunter ein glitzernd weißer Teppich.

Meine Stadt ist eine sportbegeisterte Stadt, die viele Vereine beherbergt. Fußball rangiert mit zwei Vereinen in der Beliebtheit ganz oben. Und doch waren es die Wintersportler, Rodler, die sie mit olympischem Gold, Silber und Bronze einst in der ganzen Welt berühmt machten.

Meine Stadt ist kulturell sehr ambitioniert. Große und kleine Künstler treten in ihr auf, um Einwohner und Gäste zu unterhalten. Ob Mode, Musik, Theater, Tanz oder Narrenspiel, jeder findet Platz in ihren Sälen und für jeden hat sie ein offenes Ohr.

Und wenn die Schulkinder die Hallen meiner Stadt beim Turnen oder Ballspielen mit fröhlichem Kreischen erfüllen, dann lehnt sie sich zufrieden zurück und beobachtet mit einem Schmunzeln die nächste heranwachsende Generation, die ihre Geschäfte, Straßen und Häuser weiter mit Leben füllen wird.

Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, meine Stadt unterhält mich jede Minute meines Lebens. Manchmal leise, manchmal überfüllt und laut, manchmal stimmungsvoll und manchmal ganz unerwartet. Sie ist meine Stadt, die ich liebe, in der ich, seit ich denken kann, lebe und in der ich, wenn es mir bestimmt sein soll, einmal sterben werde, irgendwann, wenn meine Zeit gekommen ist.

Bis dahin werde ich weiter in meiner Stadt leben und ihr an Geburtstagen viel Glück und ein bewegtes Leben wünschen.

Viele Bilder von der 70 Jahr Feier

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