Kleiner Führer zu Sportwetten in Österreich

ÖFB in Windischgarsten Foto: Helmut Dietmaier ÖFB in Windischgarsten
Österreicher lieben ihren Sport - und sie wetten auch gern auf sportliche Ereignisse.

Allein im Jahr 2022 lag der Bruttospielertrag bei den Sportwetten, der sich aus dem Unterschied zwischen Einsätzen und Gewinnen ergibt, bei 289 Millionen Euro. Dabei liegen vor allem Fußballwetten hoch im Kurs. Rund 75 Prozent aller Tipps werden auf die Sportart abgegeben, die auch auf der Beliebtheitsskala bei Nichtwettern auf dem ersten Platz liegt.

Bilder von Helmut Dietmaier beim ÖFB Training in Windischgarsten 2023

Allerdings neigen die österreichischen Fans beim Tippen dazu, über die Landesgrenzen hinauszuschauen. Statt auf den RB Salzburg, SK Sturm Graz, den LASK, Rapid Wien oder einen anderen heimischen Spitzenclub zu setzen, wetten die Österreicher bevorzugt auf Begegnungen der weitaus reicheren und renommierteren deutschen Bundesliga oder die Spiele der superreichen britischen Premier League. Auch Tipps auf die Champions League und die Europa League sind begehrt.

Außer Fußballwetten sind Tennis und Eishockey ebenfalls Fanfavoriten. Rund 22 Euro lassen sich die Österreicher eine Wette im Schnitt kosten. Dabei fallen die Sportwetten im Gegensatz zum Nachbarland Deutschland nicht unter die Kategorie Glücksspiel. Obwohl ein bisschen Glück stets dazugehört, basieren erfahrene Zocker genau wie Buchmacher ihre Entscheidungen auf gründlichen Analysen von vorherigen Ergebnissen, bekannten Daten zur Form der jeweiligen Athleten und anderen leicht zugänglichen Informationen rund um die statistischen Wahrscheinlichkeiten.

Obwohl Sportwetten Tipps sowohl im landbasierten Wettbüro wie auch online legal sind, gilt dafür, dass eine gültige Lizenz aus einem Land der Europäischen Union vorliegen muss. Die sorgt nicht nur dafür, dass der Lizenzgeber seinen steuerlichen Anteil an dem millionenschweren Geschäft erhält, sie bietet auch Rechtssicherheit für den Tipper. Wer sich stattdessen auf unerlaubte Webseiten einlässt, kann sich mit Pech in dunkle Geschäfte verwickelt sehen, abgesehen davon, dass etwaige Gewinne bei unseriösen Anbietern außerhalb der EU-Gesetzgebung nicht eingefordert werden können.

Wer sich allerdings an die Regeln hält und erfolgreich sein Wissen in punkto Sports auf dem Tippschein demonstriert hat, kann sich in Österreich auf ungeschmälerten Geldsegen freuen. Gewinne aus Sportwetten werden nämlich genau wie Lottogewinne ohne jeglichen Steuerabzug für den Kunden ausgezahlt. Das ist im Gegensatz zur Schweiz, wo der Fiskus mit kassiert.

Im Nachbarland Deutschland sind Gewinne ebenfalls steuerfrei. Das ändert sich wie auch in Österreich erst, wenn der Tipper als Profi gilt. Wann und unter welchen Bedingungen aus dem Hobby ein Beruf wird, sollte gegebenenfalls beim zuständigen Finanzamt angefragt werden.

Obwohl Sportwetten an sich legal sind, gibt es je nach Bundesland Einschränkungen, welche Art von Tipps abgegeben werden dürfen. Das gilt unter anderem für Live-Wetten, die erst nach dem offiziellen Anpfiff oder Startschuss platziert werden. Obwohl diese Kategorie bei Sportfans beliebt ist, weil sie die Möglichkeit haben, sich einen aktuellen Eindruck von den Athleten und deren Tagesform zu machen, sehen etliche Gesetzgeber darin die Gefahr, dass sich die Tipper in der Hitze des Moments zu unüberlegten Einsätzen hinreißen lassen.

Regionale Unterschiede gibt es auch bei der Auswahl an Sportarten, auf die getippt werden kann. In der Steiermark sind etwa die sonst international sehr populären Wetten auf Pferderennen verpönt. In etlichen Regionen gibt es zudem zeitliche Begrenzungen, zu welchen Uhrzeiten Tipps nur abgegeben werden dürfen. Anbieter von Sportwetten müssen in Österreich allesamt strenge Auflagen erfüllen, um legal agieren zu dürfen. Eine eigene Aufsichtsbehörde sowie die Malta Gaming Authority im EU-Raum sind dabei die ausschlaggebenden Behörden. Strikte Regeln finden Grenzgänger auch in den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz.

Der große Nachbar Deutschland hat dabei in dem seit dem 1. Juli 2021 geltenden neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder besonders strenge Auflagen eingeführt, die mit der erstmaligen flächendeckenden Legalisierung von Online-Casinos zusammenhängen. Um die Kunden vor Suchtgefahr zu schützen, wird auf den Webseiten auffälliges Verhalten geflaggt, und die Zocker werden in eine bundesweite Sperrdatei aufgenommen. Die freiwillige Eintragung ist ebenfalls möglich. Auch das Abgeben von Wetten kann darunterfallen, sofern es bedenkliche Ausmaße annimmt. Insgesamt dürfen in Deutschland für Online-Glücksspiel jeglicher Art, worunter in der Bundesrepublik eben auch Sporttipps fallen, pro Person maximal 1000 Euro im Monat eingesetzt werden. Das ist in Österreich anders, hier entscheidet jedes Bundesland für sich, ob den Wettern Limits gesetzt werden und wie diese aussehen. Das gilt auch für die Art der sportlichen Ereignisse und was darunter angesehen wird. Während in Deutschland nur Wetten auf die eigentlichen sportlichen Ereignisse abgegeben werden dürfen, sind in Österreich in einigen Bundesländern unter anderem Tipps auf etwaige Verletzungen von Sportlern erlaubt.

Derartige Wetten haben im internationalen Raum bereits zu legendären Tipps geführt. Eines der am häufigsten zitierten Beispiele ist die Beißattacke von Uruguay-Stürmer Luis Suarez, der bei der Weltmeisterschaft 2014 seine Zähne in die Schulter seines italienischen Gegenspielers Giorgio Chiellini versenkt hatte. Die unsportliche Handlung, die Suarez eine 9-monatige Fifa-Sperre einbrachte, erwies sich für mehrere Tipper unter anderem in Norwegen als sehr lukrativ.

Doch auch ohne ähnliche Skandale ist und bliebt Fußball die Nummer Eins bei den Tipps nicht nur im sportbegeisterten Österreich, bei Kippern und Nichttippern.

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