Arbeitsmarktbilanz für das Corona-Jahr 2020

AMS Liezen Leiter Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer ziehen Bilanz über die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt über ein Ausnahmejahr im Banne der Corona-Pandemie und geben einen Ausblick auf die nächsten Monate im Bezirk Liezen Foto: photoInstyle.at AMS Liezen Leiter Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer ziehen Bilanz über die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt über ein Ausnahmejahr im Banne der Corona-Pandemie und geben einen Ausblick auf die nächsten Monate im Bezirk Liezen
Bezirk Liezen: 8.922 Personen waren im Bezirk im letzten Jahr von Arbeitslosigkeit betroffen und zu mindestens einmal im Laufe des Jahres als arbeitslos vorgemerkt.

Dazu beantragten zum Höhepunkt der Krise Ende April mehr als 1.100 Unternehmen Kurzarbeit für über 10.000 Arbeitskräfte.
Die Geschäftsstellenleitung des AMS Liezen, Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer, zieht mit den beiden Zweigstellen im Bezirk in Bad Aussee und Gröbming, eine Bilanz am regionalen Arbeitsmarkt über das Ausnahmejahr 2020, das ganz im Zeichen der Corona-Pandemie gestanden ist.

„Die Zusammenfassung des Jahres 2020 zeigt, dass der Bezirk Liezen durch die weltweite Corona-Pandemie mit voller Wucht getroffen wurde und wir uns in Mitten einer der größten Arbeitsmarktkrisen befinden“, resümiert AMS Liezen Leiter Helge Röder mit einem Blick auf das letzte Corona-Jahr. Die Arbeitslosigkeit ist rasant um 932 Personen oder 51,6 Prozent auf 2.737 Personen im Jahresdurchschnitt angestiegen. Gerade in dieser herausfordernden Zeit hat sich das AMS Liezen als krisenfeste Organisation erwiesen und sehr flexibel und engagiert die Lawine an Arbeitslosengeld- und Kurzarbeitsanträgen bearbeitet.

Insgesamt waren im Jahr 2020 8.922 Menschen im Bezirk mindestens einen Tag lang von Arbeitslosigkeit betroffen (+1.285 oder 16,8 Prozent im Vergleich zu 2019). Im Durchschnitt stieg die Arbeitslosigkeit überaus deutlich an, einschließlich der 320 Schulungsteilnehmer_innen waren damit im Schnitt 3.057 Personen ohne Job. Mit durchschnittlich 31.911 unselbständig Beschäftigten verzeichnete der Bezirk Liezen, trotz Kurzarbeit einen spürbaren Rückgang (-3,5 Prozent). Das führt zu einem Anstieg um +2,7 Prozent bei der Arbeitslosenquote auf 7,9 Prozent (2019: 5,2 Prozent). Das AMS Liezen wurde von den Unternehmen mit der Besetzung von 4.740 offenen Stellen und Lehrstellen beauftragt, im Schnitt waren es 969 offene Stellen (-203, -17,3 Prozent).

 

4.760 betrug aufgrund des ersten vollständigen Corona-Lockdowns der Höchststand der Arbeitslosigkeit im Bezirk Liezen Mitte April. Dem vorangegangen war ein explosionsartiger Anstieg binnen weniger Tage: „2.493 Personen meldeten sich alleine in den beiden letzten März-Wochen als arbeitslos. Dennoch gelang es, pünktlich alle Geldleistungen zur Existenzsicherung auszuzahlen. Im Jahresschnitt konnte die Bearbeitungsdauer auf durchschnittlich 6,8 Tage sogar um 0,7 Tage gesenkt werden“, berichtet die stellvertretende Leiterin, Brigitte Wasmer des AMS Liezen.

Kurzarbeit sicherte tausende Arbeitsplätze
Knapp 1.160 Kurzarbeitsprojekte von mehr als 1.100 Betrieben wurden Ende April zum Höchststand der Krise genehmigt, 10.252 Beschäftigte wurden so unterstützt. Nach Branchen kamen die meisten Betriebe aus der Gastronomie, Hotellerie und dem Einzelhandel. Zum Jahresende und in Mitten des dritten Lockdowns befanden sich 4.443 Beschäftigte bei 615 Unternehmen in Kurzarbeit. „Um den Ansturm auf die Kurzarbeit bewältigen zu können, wurden die Mitarbeiter beim AMS aufgestockt. In Spitzenzeiten waren in der Steiermark bis zu 200 AMS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschließlich mit der Erfassung und Bewilligung der Begehren beschäftigt.

„Das AMS Liezen hat die massiven Herausforderungen, in der für alle sehr belastenden Zeiten, mit großem persönlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigt, wofür ich mich gemeinsam mit meiner Stellvertreterin Brigitte Wasmer nochmals herzlich bedanken möchte“, betont Röder. Die Coronakrise hat die Strukturen und Abläufe im AMS ordentlich durcheinandergewirbelt. Vor allem die Verlagerung von persönlichen Vorsprachen in den Geschäftsstellen hin zu den vorrangigen Kanälen eAMS-Konto, Mail und Telefon. „Nicht nur unsere Kundinnen und Kunden mussten sich auf diese neuen Kanäle in der Abwicklung der Dienstleistungen einstellen, auch für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich Arbeitsprozesse gravierend verändert und erforderten ein hohes Maß an Flexibilität und Lernbereitschaft. Ich denke, dass sich das AMS Liezen als krisenfeste Organisation beweisen konnte und wir mit viel Engagement und Einsatz im Sinne unseres Leitbildes zur gesellschaftlichen Stabilität beitragen konnten. Dafür haben wir auch viel positives Feedback in den letzten Monaten von unseren Kundinnen und Kunden bekommen“, freut sich der Liezener AMS Chef.

 

Blick nach vorne: Vermittlung und Qualifizierung
Herausforderungen für das AMS im neuen Jahr gibt es genug. „Neben der Existenzsicherung und Stellenvermittlung von arbeitsuchenden Menschen, der Sicherung von Arbeitsplätzen für die heimischen Betriebe mit Hilfe der Kurzarbeit, werden wir im Rahmen der „Corona-Joboffensive“ viele Personen qualifizieren und eine neue berufliche Perspektive geben“, gibt Röder einen Ausblick auf die nächsten Wochen und Monate. Gerade in Krisenzeiten sei berufliche Qualifizierung das Gebot der Stunde, um einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken. „Wir beobachten weiterhin einen Engpass an Fachkräften in vielen Bereichen und wollen mit zielgerichteten und wirtschaftsnahen Qualifizierungen für bestimmte Branchen u.a. Pflege, Umwelt, IT, Handwerk und Technik entgegenwirken.

Zudem wird es im Bezirk Liezen eine spezielle Qualifizierungsoffensive für den Tourismus geben, um Arbeitsplätze zu sichern. Mit dem Förderbudget für das heurige Jahr können wir wieder einmal aus dem Vollen schöpfen und die Krise bietet auch eine Chance für neue berufliche Perspektiven sowie für Höherqualifizierungen. Schließlich gilt es besonders, Langzeitarbeitslose sowie Personengruppen, die sich etwa aufgrund von Alter, gesundheitlichen Einschränkungen, Migrationshintergrund oder fehlender Qualifikation schwerer am Arbeitsmarkt tun, bestmöglich zu unterstützen“, betont Röder die wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte im neuen Jahr. „Es gibt also viel zu tun, das auf das Ausnahmejahr 2020 folgende Jahr 2021 wird mit Sicherheit nicht viel leichter werden“.

Hoffnung für eine schrittweise Erholung zeigt der Blick zurück auf den letzten Sommer. „Ich hoffe, dass mit den wärmeren Monaten und vor allem mit der Impfung gegen das Coronavirus es zu einer schrittweisen Erholung am Arbeitsmarkt kommen wird. Dass es schnell gehen kann, haben wir im letzten Jahr gesehen, wo sich nach dem ersten Lockdown bis in den Herbst der Arbeitsmarkt wieder in vielen Branchen erholte und stabilisierte“, wagt Röder einen Ausblick mit etwas Zuversicht.

  

Anstieg der Arbeitslosigkeit um 51,6 Prozent
2.737 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2020 im Bezirk Liezen als arbeitslos gemeldet: Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen überaus kräftigen Anstieg von 932 Personen oder 51,6 Prozent. Inklusive der 320 Schulungsteilnehmer_innen (-17 Personen, -5,0 Prozent) waren damit
im Schnitt 3.057 Personen ohne Job. Von der negativen Arbeitsmarktentwicklung waren Frauen (+55,1 Prozent auf 1.367) stärker als Männer (+48,3 Prozent auf 1.370) betroffen.

Rückgang an Beschäftigten, Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent
Mit durchschnittlich 31.911 unselbständig Beschäftigten verzeichnete der Bezirk Liezen im Jahr 2020 einen spürbaren Rückgang bei der Beschäftigung: Gegenüber 2019 ergibt sich ein Minus von 1.153 Personen oder -3,5 Prozent. Das führt zu einer Arbeitslosenquote für 2020 von 7,9 Prozent (2019: 5,2 Prozent).

4.859 freie Stellen und Lehrstellen besetzt
6.540 Jobsuchende konnten 2020 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden. Über das AMS Liezen wurden 4.859 freie Stellen und Lehrstellen vermittelt. Spürbar rückläufig waren die Stellenmeldungen der Unternehmen. Ein Minus von 1.854 oder -29,7 Prozent auf 4.387 freie Jobs und ein Minus von 117 oder -14,4 Prozent auf 353 Lehrstellen wurde am Stellenmarkt beobachtet.

Höhere Arbeitslosigkeit bei allen Personengruppen
Bei den Personen im Haupterwerbsalter (25 bis unter 50 Jahre) ist die Arbeitslosigkeit um 531 oder 55,1 Prozent auf 1.495 angestiegen. Ähnlich hoch ist die Arbeitslosigkeit bei ausländischen Arbeitsuchenden mit einem Anstieg von 224 oder 56,0 Prozent auf 624. Bei der Arbeitslosigkeit von jungen Menschen (15 bis 24 Jahre) musste jahresdurchschnittlich ein Zuwachs von 117 Personen oder 53,6 Prozent auf 334 Personen verzeichnet werden. Die Zahl der arbeitslosen Personen der Generation 50 Plus ist im Vergleich zum Vorjahr um 284 oder 45,6 Prozent auf 908 angestiegen.

Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm massiv zu
Mit einem erheblichen Plus von 43,9 Prozent stieg die Arbeitslosigkeit von Personen, die bereits ein Jahr oder länger vom AMS Liezen betreut werden, um 44 auf 143 Personen im Jahresdurchschnitt. Bei 22,8 Prozent der Kundinnen und Kunden (626 Personen) standen gesundheitliche Probleme einer raschen Jobvermittlung im Wege, der Anstieg der Arbeitslosigkeit betrug 128 Personen oder 25,7 Prozent. Bei Jobsuchendenden, die maximal einen Pflichtabschluss vorweisen konnten, wurde ein Zuwachs der Arbeitslosigkeit um 48,9 Prozent auf jahresdurchschnittlich 890 Personen verzeichnet. 33,6 Prozent der arbeitslosen Kundinnen und Kunden im Bezirk Liezen verfügen über nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss.

 

Finanzielle Mittel für aktive und passive Arbeitsmarktpolitik deutlich angestiegen
Im Rahmen der Existenzsicherung wurden im Jahr 2020 im Bezirk Liezen 10.576 Anträge, großteils für Arbeitslosengeld und Notstandshilfe bearbeitet. Das bedeutet ein Plus von 2.284 oder 27,5 Prozent erledigte Anträge gegenüber dem Vorjahr. Die durchschnittliche Dauer von der Rücknahme bis zur Erledigung und Anweisung der finanziellen Leistung betrug 6,8 Tage (Minus 0,7 Tage gegenüber dem Vorjahr). In Summe wurden im Jahr 2020 rund 38,5 Millionen Euro im Rahmen der passiven Arbeitsmarktpolitik ausbezahlt. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus von mehr als 11,8 Millionen Euro.

Zusätzlich investierte das AMS für Aus- und Weiterbildung bzw. zur Sicherung von Beschäftigung im Rahmen der Kurzarbeit rund 7,5 Millionen Euro im Bezirk Liezen.

 

Sozialpartner gestalten gemeinsam Arbeitsmarktpolitik
Die Umsetzung der regionalen Arbeitsmarktpolitik passiert gemeinsam mit den regionalen Vertretern der Sozialpartner Arbeiterkammer, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung. Im letzten Jahr wurden, bei 3 Regionalbeiratssitzungen und insgesamt 45 Ausschusssitzungen für die Bereiche Arbeitslosenversicherung sowie Ausländerbeschäftigung, die Weichen für die Umsetzung der regionalen Arbeitsmarktpolitik gestellt.

 

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