Manche sind der Zeit weit voraus

„Wer nicht wirbt, der stirbt“, heißt ein Sinnspruch der Werbeindustrie, der, wenn auch ein wenig drastisch formuliert, doch ein Quäntchen Wahrheit in sich birgt.

Und so werden wir Tag für Tag, speziell vom Lebensmittelhandel, mit bunt bebilderten Foldern und großzügigen Rabatten darauf aufmerksam gemacht, uns die einmaligen Schnäppchen nicht entgehen zu lassen.

Ich nehme dieses bebilderte Marktgeschrei ja nicht mehr zur Kenntnis, mit Ausnahme vielleicht, wenn es im Sommer auf Bier eine -25% Aktion gibt.

Ja, auch wir Männer können dem Spargedanken frönen, denn uns Frauen jedes Mal vorhalten, wenn sie zu einer Shopping Tour aufbrechen, um eines oder zwei der beworbenen Schnäppchen zu ergattern.

Mit den Jahren bin ich schon so abgestumpft, dass es mir nichts mehr ausmacht, wenn kurz nach Schulschluss bereits die Schulartikel fürs nächste Jahr beworben werden. Gut, ich bin schon lange aus der Schule und habe keine schulpflichtigen Kinder mehr. Oder wenn Ende September die ersten Krampusartikel samt Lebkuchen beworben werden und wir spätestens Mitte Oktober mahnend darauf hingewiesen werden, unsere Weihnachtseinkäufe rechtzeitig zu tätigen. „Weil sonst könnte passieren, dass wir nicht mehr bekommen, was wir für unser frohes Fest brauchen“.

Bullshit, ich habe jedes Jahr bekommen, was ich gebraucht habe – und meist gibt es auch kurz vor Weihnachten noch eine -25% Aktion auf das gesamte Biersortiment. Was mich jedes Jahr aufs Neue verwundert, dass Firmen uns zum Christfest einen Preisnachlass gewähren, uns quasi etwas schenken. Ups, jetzt bin ich aber etwas abgeschweift. Sie wollen sich erfahren, warum es mir gerade eisig kalt den Rücken runterläuft.

Wenn ich am 24. August, um 19.40 Uhr, bei 22,1° Außentemperatur in einer „Leobner“ Werbegazette eine Schaltung sehe „WEIHNACHTEN RÜCKT NÄHER“, dann friere ich. Und wenn da noch darauf hingewiesen wird, dass man sich (am besten noch heute vermutlich) den besten Termin für seine Firmen-Weihnachtsfeier sichern soll, dann denke ich, es ist Zeit geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Also habe ich den Werbefolder geschlossen, ihn zum Altpapier rausgebracht, mir ein kühles Bier geöffnet, mich damit auf den Balkon gesetzt und den lauen Spätsommerabend genossen. Genießen auch Sie den Sommer, solange er noch dauert, so viel Sommer hatten wir dieses Jahr nicht.

Und Weihnachten, ist noch 122 Tage entfernt ... Obwohl, wenn ich jetzt so nachdenke, nur mehr 122 Tage ...