Wenn "Mann" zum Einkauf ausrückt

Wenn "Mann" zum Einkauf ausrückt Ottofoto
Haushalt: "Mann" hilft ja gerne wo immer "Mann" gebraucht wird und nützlich sein kann.

Schatz, kannst du bitte ein paar Sachen holen, ich hab`dir eh einen Zettel geschrieben, da steht alles drauf was wir brauchen.

Speziell im Ausland ist "Mann" ja geradezu verpflichtet den edlen Ritter herauszuhängen. Mann findet ein Geschäft mit Parkplatz davor. Mann findet eine Münze für den Einkaufswagen. Mann montiert sich den obligaten Mund-Nasenschutz und startet zielstrebig ins Abenteuer Nahrungsbeschaffung im fernen, fremden Land.

Und findet auch den Einkaufszettel, quasi das Navigationssystem für die ganze Expedition. Ab jetzt fängt das Abenteuer richtig an. Denn die mitgegebene Einkaufsliste entspricht bestenfalls einem unverfänglichen Vorschlag.

Was bitte bedeutet der Begriff Salat? Allein vom in grün gehaltenen Blattwerk gibt es unglaubliche Varianten. Daneben noch Gurken und Dinge die wie solche ausschauen. Außerdem kann man auch mit Tomaten einen Salat machen.
Abgesehen davon gibt es Bohnen, Linsen, Mais und andere Dinge in Dosen, die man auch als “Salat” serviert bekommt. Nächstes Rätsel am Zettel: Keinerlei Angaben über die Stückzahl. Ein “Salat” pro Person, pro Mahlzeit, pro Tag??

Doch das ist erst der Beginn der Misere. Brot ist der nächste Punkt. Wer schon einmal in einer Bäckerei war, weiß ungefähr was es bedeutet “Brot” zu kaufen. Weißbrot? Schwarzbrot? Kornbrot? Mischbrot? Rundes oder längliches? In Italien gibt es allein von dem, was bei uns daheim unter dem Begriff Semmel bekannt ist, eine Unmenge an verschiedenen Varianten, die totale Verwirrung hervorrufen. Und wieder die fehlende Mengenangabe am „sorgfältig geschriebenen Einkaufszettel”. Ein Kilo? Oder eine Packung? Oder das Familienangebot zum Sonderpreis?

Dann endlich der Posten, wo “Mann” sich zuständig fühlt. Fleisch steht auf dem Zettel. Wer war in letzter Zeit schon mal in einer Fleischerei? Nein, nicht in der Fleischabteilung eines Supermarktes.

Bei einem RICHTIGEN Fleischhauer, wo nix in der 150 Gramm Plastik-Styroporverpackung bereitliegt, sondern große Teile von toten Tieren im geöffneten Kühlraum und in der Vitrine zu sehen sind. Und der Metzger, Fleischhauer oder wie auch immer, dich mit einem Messer in der Hand nach deinen Wünschen fragt. Einem Messer, mit dem man vermutlich einen Stier ohne abzusetzen mit einem Schnitt zweiteilen könnte. Zumindest von der Optik her. Da kannst du doch nicht einfach zwei Schnitzerl bestellen, da tut der sich doch sofort weh mit diesem Schwert. Als müßte man mit dem Vorschlaghammer einen Stift in die Wand nageln. Ausserdem werden in Italien Einkaufsmengen meistens für Familien mit mehreren Generationen berechnet. Und auf meinem Zettel steht einfach nur “Fleisch”.

Das, sowie die Tatsache, dass die Besorgung von “Fleisch” schon in grauer Vorzeit ein mit Mut und Tapferkeit behaftetetes männliches Privileg war, haben möglicherweise dazu beigetragen, ein wenig die Übersicht zu verlieren.
Als der “Beutejäger” schließlich stolz wieder beim Bungalow eingetroffen ist, gab es jedenfalls nicht die erhoffte Bewunderung von der Besten aller Ehefrauen.
Ganz im Gegenteil.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass der einkaufende Mann nichts falsch machen kann. Wenn nur die Einkaufsliste präzise Angaben über Sorte und Menge der erwünschten Ware enthält.

Und für eventuell auftretende “Überdosierungen” ausreichend Platz in Kühlschrank und Tiefkühltruhe bereitgestellt wird. Wobei letzteres in einem Urlaubsdomizil zugegebener Weise nicht in der benötigten Dimension vorhanden ist.

Die Lösung dieser kleinen Sorgen findet “Mann”, indem er spontan Urlaubsfreunde zum Essen in den Bungalov einlädt. Was wiederum für “Frau” einen spannende Zeit in der kleinen Küche bedeutet, anstatt wie alle anderen die Sonne auf der Liege am Strand geniessen zu können. Aber nach vielen Lob-und Dankeshymnen und einem Glaserl gutem Wein war alles wieder im Lot.

Und der Einkauf wird in Zukunft sowieso nur mehr gemeinsam erledigt.

Otto S aus Kalabrien

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