Schneckenart ganz oben in den Baumkronen
- verfasst von BLO24
- Panoptikum
Admont: Die Wälder der Steiermark bedecken rund 60 % der Landesfläche. Dennoch ist der Kronenbereich der Bäume als Lebensraum weitgehend unerforscht. Die vorliegende Untersuchung bietet einen ersten Einblick in die vielschichtigen tierischen Gemeinschaften dieses bedeutenden Ökosystems.
Im Rahmen einer einmonatigen Forschungsarbeit wurde die Tierwelt der Baumkronen alter Bäume im Nationalpark Gesäuse eingehend untersucht. Dabei kamen verschiedene Methoden wie Baumfallen, Unterschlupffallen, Astproben und Lufteklektoren zum Einsatz. Die Erhebung umfasste 14 Tiergruppen aus den Großfamilien der Spinnentiere, Insekten, Tausendfüßer und Weichtiere. Insgesamt konnten 135 verschiedene Arten nachgewiesen werden.
Seltene Funde und Erstnachweise
Besonders bemerkenswert ist die Dokumentation von mindestens 19 Arten, die auf der Roten Liste geführt werden – das entspricht einem Anteil von 14 %. Hervorzuheben ist die Hornmilbe Cepheus sp., die erstmals für Österreich nachgewiesen wurde. Auch die Plattbauchspinne Rindenschillerspinne sowie der Urwaldrelikt-Plattkäfer Pediacus dermestoides wurden erstmals in der Steiermark entdeckt.
Ein weiterer spektakulärer Fund ist die seltene Zwergspinne Kleiner Höckerrücken sowie der stark gefährdete Pseudoskorpion Dendrochernes cyrneus. Der Rüsselkäfer Cotaster cuneipennis konnte erstmals seit 1965 wieder in der Steiermark nachgewiesen werden, während die Ahorn-Netzwanze sogar einen Wiederfund seit 1948 darstellt. Das Neozoon Apenninenkanker wurde in einer Höhe von 24 Metern an der Himmelstoßtanne beim Weidendom entdeckt.
Unerwartete Entdeckungen
Besonders überraschend war der Nachweis typischer Bodenbewohner wie Vierfleckkanker, Dreizackkanker und ein Laufkäfer sowie die flugunfähige Kurzflügelkäferart Domene scabricollis in den oberen Baumstraten. Sensationell ist zudem die Entdeckung der vom Aussterben bedrohten Zahnlosen Schließmundschnecke in der Krone eines Bergahorns.
In der Himmelstoßtanne auf 45 Metern Höhe wurden mehrere Spinnentier- und Insektenarten nachgewiesen – ein beeindruckender Beleg für die hohe naturschutzfachliche Bedeutung alter Bäume. Diese Ergebnisse unterstreichen die essentielle Rolle von Altbäumen als wertvolle Habitate für eine vielfältige Tierwelt und betonen die Notwendigkeit ihres Schutzes.