Der Luchs – Gekommen um zu bleiben?
- verfasst von BLO24
- Panoptikum
Der Luchs – eines der geheimnisvollsten Wildtiere Mitteleuropas. Seine Rückkehr in die österreichischen Alpen und Voralpen ist leise erfolgt, fast wie ein Flüstern der Natur – ein Hoffnungsschimmer für den Artenschutz, aber zugleich eine fragile Erfolgsgeschichte.
Rund 30 Luchse leben Anfang 2025 wieder in Österreich, je etwa 15 in der alpinen und der kontinentalen Ökoregion. Viele von ihnen sind unterwegs zwischen Ländern, Schutzgebieten – und Unsicherheit. Denn ihr Platz in unserer Landschaft ist noch längst nicht sicher.
In den Nördlichen Kalkalpen zwischen den Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse wurden zuletzt nur noch zwei Tiere nachgewiesen: Luzi und Karo. Ein Rückschritt für die Region. Doch es gibt auch neue Hoffnungsträger: Luchs Janus, der Ende Januar in Oberösterreich freigelassen wurde, erkundet derzeit vorsichtig sein neues Revier. Margy, aus dem italienischen Tarvis eingewandert, wagt sich ins Grenzgebiet zwischen Kärnten und der Steiermark vor. Und in Wildalpen sind Emil und Erika unterwegs – zwei Nachkommen aus dem Nationalpark Kalkalpen, bisher allerdings ohne Nachwuchs.
So beeindruckend diese Einzelschicksale auch sind – sie zeigen: Der Luchs ist zurück, aber sein Überleben bleibt unsicher. Vielerorts ist er nicht willkommen, illegale Tötungen sind bittere Realität. Noch ist unklar, ob die Rückkehr des Luchses wirklich eine Zukunft hat.
Wer diesem faszinierenden Tier näherkommen möchte, hat derzeit in Gstatterboden im Nationalpark Gesäuse die Gelegenheit dazu: In der Galerie „Alte Sägehalle“ zeigt die Ausstellung „Der Europäische Luchs – Geschichten aus dem Verborgenen“ eindrucksvolle Aufnahmen des Naturfotografen Julius Kramer. Seit über zehn Jahren folgt er mit Kamerafallen im Bayerischen Wald der stillen Spur des Luchses – mit Geduld, Intuition und Respekt. Seine Bilder zeigen berührende Momente: neugierige Jungtiere, lautlose Streifzüge in der Dämmerung, Begegnungen zwischen Wildnis und Wirklichkeit. Neben Aufnahmen aus freier Wildbahn finden sich auch Bilder aus Tierfreigehegen – sie ermöglichen einen seltenen Blick aus nächster Nähe. Kramer geht es nicht nur ums Schöne. Er will aufklären, sichtbar machen, was im Verborgenen geschieht – und damit zum Schutz des Luchses beitragen. Die Ausstellung ist täglich bis Ende Oktober bei freiem Eintritt zu sehen, von 9:30 bis 19:00 Uhr.
Eine andere Perspektive eröffnet die neue Outdoor-Ausstellung „Der Luchs Trail“ von Christine Sonvilla und Marc Graf. Gezeigt in der Eichelau bei Admont, dokumentiert sie in eindrucksvollen Bildern den gleichnamigen Weitwanderweg – 220 Kilometer auf den Spuren des Luchses, quer durch die „wilde Mitte Österreichs“. Die beiden Naturfilmer und Fotografen sind die gesamte Strecke selbst gegangen: über steile Pässe, durch stille Wälder und abgelegene Täler – immer mit dem Blick für die Wildnis und das Tier, das sie symbolisiert. Nur etwa sieben Luchse leben derzeit in dieser riesigen Region. Ihr Überleben ist ein Wettlauf mit der Zeit – und abhängig vom menschlichen Willen, diese Wildnis zu erhalten.
Beide Ausstellungen laden ein, den Luchs nicht nur zu entdecken, sondern ihn neu zu sehen – als Teil unserer Landschaft, unserer Geschichte und vielleicht auch unserer Zukunft.
Auf leisen Pfoten ist er wieder da.
Ob er bleibt, liegt bei uns.