Prognose des Bedarfs an Pflegepersonal

LRin MMag. Barbara Eibinger-Miedl, GF DI Dr. Wolfgang Habacher, Drin Karin Pesl-Ulm (Referatsleiterin Gesundheitsberufe Amt der Steiermärkischen Landesregierung), LR Mag. Christopher Drexler Foto: steiermark.at/Streibl LRin MMag. Barbara Eibinger-Miedl, GF DI Dr. Wolfgang Habacher, Drin Karin Pesl-Ulm (Referatsleiterin Gesundheitsberufe Amt der Steiermärkischen Landesregierung), LR Mag. Christopher Drexler
Stmk: Erste Ergebnisse der EPIG-Studie liegen vor

Das Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit (EPIG GmbH) hat im Auftrag des Landes Steiermark eine Prognose über den Bedarf an Pflegepersonal in der Steiermark bis zum Jahr 2025 erstellt. Diese beinhaltet die Darstellung der IST-Situation, das Potential von Verschiebungen der aktuellen Berufsgruppen hin zu den neuen Berufsgruppen, die mit dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 2016 eingeführt wurden, sowie eine Prognoseberechnung des zu erwartenden Pflegepersonalbedarfs für 2025 je Versorgungsbereich und nach den Berufsgruppen. Diese Studie wurde gestern den Vertreterinnen und Vertretern der Trägerorganisationen sowie den Berufsgruppenvertretern präsentiert.

„Die Erhebungsarbeiten gestalteten sich einerseits deshalb herausfordernd, weil mit der Pflegefachassistenz eine völlig neu Berufsgruppe innerhalb der Pflege eingeführt wurde und andererseits durch die Vielfalt der Berufsfelder in denen Menschen mit Pflegeberufen heute tätig sind“, erläutert der Autor der Bedarfsprognose und Geschäftsführer der EPIG GmbH, Wolfgang Habacher. Neben den Krankenanstalten, den Pflegeheimen, den Anbietern mobiler Pflegedienste, wurden etwa auch die Einrichtungen der Behindertenbetreuung, der Rehabilitation und der psychosozialen Versorgung sowie der Lehre und Verwaltung in die Erhebung und Prognose miteinbezogen. Die Studie bezieht sich auf die Entwicklung all dieser Versorgungsbereiche bis zum Jahr 2025. Errechnet wurde ein moderater Mehrbedarf an Pflegepersonal von einem Prozent. Das entspräche steiermarkweit etwa 21.200 Menschen, die dann in der Pflege tätig sein würden.

„Diese Stabilisierung der Personalzahlen gelingt jedoch nur, wenn die vorgesehenen Strukturreformen auch tatsächlich umgesetzt werden“, betont Habacher. Exemplarisch nennt er etwa die Neuordnung der Ordensspitäler in Graz, die Errichtung des neuen Leitspitals im Bezirk Liezen und den Ausbau der mobilen Langzeitpflege. „Insofern führt auch aus Sicht der Personalzahlen kein Weg an Maßnahmen vorbei, die zu einem noch bedarfsgerechteren Einsatz des Personals führen können.“

Die Studienautoren verweisen darauf, dass es jedoch zu Verschiebungen des Personals zwischen den Versorgungsbereichen wird kommen müssen. So werden die Krankenhäuser durch strukturelle Verbesserungen, die Stärkung der ambulanten Versorgungsangebote sowie den rasanten medizinischen Fortschritt und damit einhergehende kürzere Behandlungsdauern bis 2025 um etwa 5 Prozent weniger Pflegepersonal benötigen als heute. Demgegenüber wird die demografische Entwicklung jedoch zu einem zusätzlichen Personalbedarf in der Langzeitpflege führen, der diesen Rückgang mehr als ausgleicht. Geringer fallen die Veränderungen in den anderen Versorgungsbereichen aus.

Der Blick in die nahe Zukunft zeigt auch, dass die nachkommenden Jahrgänge, die vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, schrumpfen werden. Dies lässt die Herausforderung wachsen, auch den geringfügigen Mehrbedarf an Personal tatsächlich abdecken zu können. „Der Ruf nach mehr Pflegpersonal ist in diesem Lichte also schlicht nicht erfüllbar. Wichtig wird die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen sein, um die Menschen, die pflegerische Unterstützung benötigen, mit dem bestehenden Personal bestmöglich versorgen zu können“, so Habacher.

„Die Arbeit an und mit Menschen ist eine sehr wertvolle, wenn auch oft fordernde. Deshalb gilt mein uneingeschränkter Dank all jenen, die in unserem Land 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche und 24 Stunden jeden Tag vollen Einsatz in der Pflege leisten“, betont der für die Pflege in der Steiermark zuständige Landesrat Christopher Drexler. „Es ist daher unsere Verantwortung gegenüber allen, die pflegerische Unterstützung benötigen, aber natürlich auch gegenüber allen Beschäftigten im Bereich der Pflege, rechtzeitig dafür zu sorgen, dass der Bedarf an Pflegepersonal möglichst gut abgedeckt werden kann. Unsere erste Aufgabe als Landesregierung wird es daher sein, die in der Bedarfsstudie ausgewiesenen benötigten Ausbildungsplätze für die einzelnen Berufsgruppen tatsächlich zur Verfügung zu stellen. Angesichts der demografischen Entwicklung – mehr Menschen mit Pflegebedarf, weniger junge Menschen, die überhaupt eine Ausbildung in Angriff nehmen könnten – wird es schwer genug sein, ausreichend Pflegekräfte zu gewinnen. Deshalb braucht es ein Umdenken in mehreren Bereichen. Wir müssen intensiv daran arbeiten, die Wahl des Pflegeberufs attraktiver zu machen und diejenigen, die sich dafür entschieden haben, möglichst im Beruf zu halten. In der Pflege muss unser Leitmotiv weiter „mobil vor stationär“ sein und wir brauchen auch Veränderungen in den Strukturen. Denn wir können ein Krankenhaus ohne Pflegepersonal genauso wenig betreiben, wie ohne Ärzte – egal wie viel Geld wir für den Betrieb der Spitäler in die Hand nehmen.“

Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wissenschaft und Forschung: „Die nun vorliegende Studie zur Pflegepersonal-Bedarfsprognose für die Steiermark liefert uns die Datengrundlage zum Mehrbedarf bei den FH-Studienplätzen in der Gesundheits- und Krankenpflege und auch über den Zeitraum, in dem der schrittweise Ausbau des Studienangebots erfolgen soll. Diese Bedarfsmeldung sehe ich daher als klaren Auftrag für einen weiteren Ausbau der derzeit bestehenden 72 FH-Anfängerstudienplätze pro Jahr und wir haben bereits mit entsprechenden Vorarbeiten begonnen. Nun gilt es, gemeinsam mit dem Gesundheit- und Pflegeressort sowie dem Finanzressort rasch die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für den Ausbau zu klären.

Die Geschäftsführung der Fachhochschule Joanneum wurde bereits beauftragt, entsprechende kurz- und mittelfristige Szenarien für den schrittweisen Ausbau der Studienplätze vorzubereiten.“

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