Wie schimpfen wir im Internet richtig?

Judith Denkmayr, Ernst Sittinger und Michael Fleischhacker © STVP/Fischer Judith Denkmayr, Ernst Sittinger und Michael Fleischhacker
Jeder hat es (vermutlich) schon einmal getan, aber die wenigsten geben es zu: Die Rede ist vom Schimpfen, „Motschgern“, wie wir in der Steiermark sagen, oder Beleidigen – im Internet.

Es ist diese absolute Freiheit im WWW, die zu einer gewissen Form der Schrankenlosigkeit führt bzw. geführt hat. Es lässt sich anonym halt um einiges besser hetzen und verleumden als mit dem tatsächlichen Namen, oder vielleicht sogar in persönlichen Gesprächen, glaubt man gerne. Im World Wide Web mit einem falschen, erfundenen Namen über andere Personen herzuziehen, hat sich in den letzten Jahren zu einem bedenklichen, ernst zu nehmenden „Trend“ entwickelt.

Der gestrige DiensTalk zum Thema „Kontrolle im Internet: Wie schimpfen wir richtig?“ zeigte eines ganz deutlich auf: Es wird gerne und leidenschaftlich diskutiert. Nicht nur die beiden Gäste und Experten Judith Denkmayr (Audience Manager bei Addendum und Quo Vadis) und Ernst Sittinger (Mitglied der Chefredaktion der Kleinen Zeitung) hatten einige schlagkräftige Argumente mitgebracht, auch Moderator Michael Fleischhacker bewies in gewohnter Manier, dass er sich in diesem Thema ganz besonders zuhause fühlt.

„Ich bin dafür und es ist wichtig, dass im Internet diskutiert wird, aber eine anonyme Meinungsfreiheit kann ich nicht gutheißen“, erklärte Sittinger gleich zu Beginn und stellte sich hinter den Entwurf des sogenannten „digitalen Vermummungsverbots“, mit dem die Regierung vor Kurzem aufhorchen ließ. Es dürfe auf jeden Fall für niemanden einen „Freibrief der Flegelei“ geben, bekräftigte der Journalist. Denkmayr befürchtete, dass es die großen Plattformen wie Facebook und Co nicht wirklich treffen würde und wünschte sich, dass Medienunternehmen dagegen freie Wahl haben sollten und nicht ein vorgeschriebenes „Höflichkeitsgesetz“ einhalten müssen. Und warf sogleich ein Beispiel in die Runde: „Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich jedes Mal registrieren, wenn Sie in ein Fußballstadion gehen, denn es könnte ja sein, dass Sie randalieren... Nichts anderes ist dieses digitale Vermummungsverbot. Ich halte das für überflüssig.“

Fleischhacker zeichnete ein Bild des „Karnevals in Venedig“: „Früher hatten die Menschen zur Karnevalszeit die Maske auf und konnten so ihre tatsächlichen Meinungen loswerden, ohne dafür bestraft zu werden. Der Wunsch nach einem gewissen anonymen Lästern war und ist immer da.“ Dem entgegnete Sittinger und wechselte auch gleich in die bildliche Sprache: „Überall dort, wo Freiheiten missbraucht werden, braucht es Vorschriften. Die Autofahrer können sich ja auch nicht das Recht an der Ampel herausnehmen und entscheiden, wann sie fahren und wann sie stehenbleiben.“

Einen ganz wichtigen Punkt zeigte dann Denkmayr noch auf, sie brachte die (ebenso viel diskutierte) Datenschutzgrundverordnung ins Spiel: „Vor einem Jahr wurde noch von zahlreichen Seiten kritisiert, dass nicht zu viele Daten von Personen gesammelt werden dürfen. Und jetzt plötzlich ist es okay, wenn sich Menschen nur fürs Diskutieren registrieren müssen? Was passiert denn in weiterer Folge mit all diesen Daten?“ Sie glaubt, dass man die „Täter“, also sprich die Kritiker, die über das Ziel hinausschießen, auch ohne Gesetz entlarven kann: „Mittels IP-Adresse kann man heutzutage eh schon jeden ausfindig machen.“

Das Thema bleibt jedenfalls weiter interessant und „heiß“, auch in den anschließenden Gesprächen wurde noch heftig darüber diskutiert und debattiert. Beleidigt wurde zum Glück niemand... ;-)

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