70 Jahre Jugend am Werk

Der soziale Fels in der gesellschaftlichen Brandung

 In Worten: siebzig. Ein stolzes Alter. Aber man ist ohnehin nur so alt wie man sich fühlt. Umgemünzt auf unser Unternehmen bedeutet das: Wir fühlen uns jung und voller Ta-tendrang. Jubiläen bieten auch Vorteile: Zum einen wollen sie gebührend gefeiert wer-den. Das tun wir natürlich. Mit einem großen Fest am 21. Juni 2018 und mit der Veröf-fentlichung unseres wunderbaren zweiteiligen Sammelbands „70 Jahre“ und „70 Ge-sichter“. Zum anderen sorgt unser Ehrentag auch für ordentlich Stoff zum Nachdenken.

Den 70. Geburtstag von Jugend am Werk nehmen wir zum Anlass, um zu reflektieren und Bilanz zu ziehen. Viele unterschiedliche Fragen tun sich dabei auf: Wie fing alles an? Welche Herausforde-rungen hatten wir bislang zu bewältigen? Auf welche Erfolge schauen wir stolz zurück?
Will man die Entwicklung nachzeichnen, sprechen auf den schnellen Blick die Zahlen für sich: „Be-treute man bereits im Gründungsjahr 1948 rund 270 Jugendliche an den vier Standorten in Graz, Judenburg, Zeltweg und Fohnsdorf, zählen wir mittlerweile jährlich mehr als 8.300 KundInnen, TeilnehmerInnen und KlientInnen in 100 Einrichtungen in Graz und steiermarkweit“, erläutert Ju-gend am Werk-Vereinspräsidentin Dr.in Anna Rieder und führt weiter aus: „Natürlich war Jugend am Werk in den 1950er-Jahren noch mit anderen Herausforderungen konfrontiert als heute. Wie der Name schon verrät, war die ursprüngliche Zielgruppe Jugendliche, deren berufliche Zukunftsper-spektiven in den österreichischen Nachkriegsjahren denkbar schlecht aussahen.“

Blieb die Zeit stehen? In keinster Weise. Seit der Gründung von Jugend am Werk hat sich sehr viel getan, wie unser Buch „70 Jahre“ eindrucksvoll belegt. Aber jedes Jahrzehnt verzeichnete auch sein besonderes Highlight. Bekämpfte man zu Beginn die hohe Jugendarbeitslosigkeit, erweiterte sich in den 1960er-Jahren das Angebotsportfolio um die Arbeit mit Menschen mit Behinderung. In den 1980er-Jahren schuf Jugend am Werk die Basis für den späteren Fachbereich der Kinder- und Jugendhilfe. Der Schritt von regional zu global erfolgte in den 1990er-Jahren: Durch die Mitwirkung an EU-Projekten konnte sich unser Unternehmen im Sozialbereich europaweit vernetzen. Und seit 2014 unterstützen wir im Auftrag des Landes Steiermark Flüchtlinge bei der Unterbringung und Versorgung. „Besonders die letzten zehn Jahre erfuhr Jugend am Werk einen bedeutenden Ent-wicklungsschub: 2009 erfolgte ein Führungswechsel an der Spitze. Der Startschuss für die Restruk-turierung der gesamten Organisation. Steiermarkweit wurden die Standorte neu ausgestattet und modernisiert. Die MitarbeiterInnenzahl hat sich beinahe verdoppelt, das Angebotsspektrum ist heu-te breiter gefächert denn je“, so Rieder.

Hat sich Jugend am Werk seit seinen Anfängen komplett verändert? „Die Antwort darauf lautet Ja und gleichzeitig Nein. Warum? Weil die Grundhaltung unseres Unternehmens die gleiche geblieben ist. Wir verstanden und verstehen uns als gestaltendes Unternehmen der Sozialwirt-schaft, das sich an den Bedürfnissen und Anforderungen der Gesellschaft orientiert und darauf mit seinem Dienstleistungsangebot flexibel reagiert“, erklärt Jugend am Werk-Geschäftsführer Walter Ferk. Selbstverständlich haben sich die gesellschaftlichen Bedürfnisse und Ansprüche im Lauf der Zeit gewandelt. „Aber unser sozialer Anspruch blieb dabei stets derselbe. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahrzehnte und wird auch in den kommenden Dekaden der Dreh- und An-gelpunkt unseres Wirkens sein“, so Ferk weiter. Für Menschen in schwierigen beruflichen, sozialen oder persönlichen Lebensfragen nicht nur ein kompetenter, verlässlicher Partner zu sein, sondern sie in den Mittelpunkt zu stellen. Gemeinsam mit ihnen individuelle, passgenaue Lösungen zu ent-wickeln. Diese Menschen so zu unterstützen und zu begleiten, dass sie ihren berechtigten Platz in der Gesellschaft einnehmen können. Und zwar mittendrin, statt nur dabei. Sichtbar gemacht an inspirierenden Lebensgeschichten, die in unserem Buch „70 Gesichter“ stellvertretend für viele an-dere präsentiert werden.

Wie sieht die Zukunft von Jugend am Werk aus? Um das Morgen zu verstehen, muss man dem Heute offen ins Gesicht schauen. Unsere Werte und Visionen entsprechen nicht dem gesell-schaftlichen Zeitgeist. Denn wie kann man seinen sozialen Auftrag erfüllen, wenn Leistungen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen gekürzt werden? Solidarität zur täglichen Maxime erheben, wenn Intoleranz vorherrscht? Wie kann man für ein inklusives Gesellschaftsmodell eintreten, wenn Ausgrenzung in ganz Europa auf der Tagesordnung steht? Und schließlich: Wie soll man Chancen-gleichheit anstreben, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird? Zusammenge-fasst: Wie unserer sozialen Verantwortung täglich gerecht werden? Das Schlüsselwort für diese Herausforderungen lautet für Jugend am Werk „Vielfalt“.

Der Mensch im Mittelpunkt? Wir unterstützen und begleiten Kinder, Jugendliche und Erwachse-ne. Angefangen von präventiven Frühen Hilfen über Flexible Hilfen der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu akuter Krisenunterstützung und Wohngemeinschaften. Wir sind Anlaufstelle für Jugendliche, ältere ArbeitnehmerInnen und Langzeitarbeitslose, um ihnen den Einstieg in eine Ausbildung oder einen Beruf zu erleichtern. Auch in der Begleitung von Menschen mit Behinderung agieren wir am Puls der Zeit. Personenzentriertes Arbeiten lautet hierbei die Devise: Wir ermutigen unsere KundIn-nen, ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben zu führen. Und schließlich: Wir sehen auch die Grundversorgung von Flüchtlingen als wichtigen Teil unseres Wirkungsbereichs. Dabei fördern kleine Wohneinheiten statt großer Massenquartiere die Integration. Über 1.000 MitarbeiterInnen setzen tagtäglich den sozialen Auftrag von Jugend am Werk um – unglaublich professionell, enga-giert und zugleich sehr menschlich. Damit ist Jugend am Werk auch ein wichtiger regionaler Arbeit-geber.

Kann Vielfalt Wirkung erzeugen? Ja. Vorausgesetzt, sie wird aktiv gestaltet. Aber wie lässt sich Erfolg in einem Unternehmen bemessen, das nicht gewinnorientiert ist? „Wenn Tamara einen Aus-bildungsplatz findet und dadurch ihr Leben in den Griff bekommt, Manfred mit seinen 55 Jahren wieder in einem Betrieb aufgenommen wird, für Nicole eine Wohnmöglichkeit gefunden wurde, ... Das ist für uns Erfolg.

Daraus schöpfen wir unsere tägliche Kraft und Motivation“, bringt es Jugend am Werk-Geschäftsführer Walerich Berger treffend auf den Punkt.

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