Der letzte lange Einkaufssamstag
- verfasst von Alfred Stadlmann
- Panoptikum
„Am 17. Dezember ist der letzte Lange“, sagt Jenny und blickt suchend auf einen Stapel bunter Prospekte.
„Wer?“ Meinhard, ihr Mann, schaut kurz von der Tageszeitung hoch.
„Na der letzte lange Einkaufssamstag vor Weihnachten!“
„Ach so, den meinst du, ich brauch nichts mehr“, meint er lapidar und versenkt sich wieder in den Sportteil. Jenny seufzt und greift zu einem Prospekt einer Sportfirma.
Nicht nur die Postbediensteten stöhnen in diesen Tagen unter der Flut an Information, die es zu verteilen gilt. Auch die Konsumenten wissen schon nicht mehr wohin mit den täglich eintrudelnden Kaufanregungen. Meist wird es der Altpapiercontainer. Die Firmen investieren dieser Tage Millionen, um den Konsumenten zu verführen. Angebote werden via Flugblätter, Radio, Internet und TV zuhauf an die vermeintlich zahlungskräftige Kundschaft gesandt. Ho, ho, ho ... es weihnachtet sehr!
Am Samstag wird Jenny sich ins Gewusel stürzen, sich mit einer weihnachtlichen Endlosliedschleife in Einkaufszentren berieseln lassen und auf die Jagd nach dem einen oder anderen Angebot gehen. Meinhard wird Daheim sitzen und sich in den Sportteil der Tageszeitung vertiefen, er hat sein Geschenk für Jenny schon im November via Internet geordert – Ho, ho, ho ... wie clever.
Ach ja ... diese Weihnachtsgeschenke bringt ja auch der postalische Weihnachtsmann/frau. Vielleicht sollte man das mit einem kleinen Geschenk im Briefkasten honorieren und auf den Umschlag schreiben: Ho, ho, ho ... Frohe Weihnachten!
