Die Verfremdung unserer Nahrung und deren Zubereitung

Die Verfremdung unserer Nahrung und deren Zubereitung Foto: Otto S
Vor einigen Jahrzehnten hätte man für die englische Bezeichnung vom Essen noch eine „gesunde Tetschn“ eingefangen, weil von den Eltern oder Großeltern in den Begriff „Food“ noch ganz anderes interpretiert wurde.


Mit englischen und pseudodeutschen Bezeichnungen muss man heute leider leben, denn ob in der Werbung oder bei Produktinformationen, es wird auf die exakte Verwendung unserer „Muttersprache“ nicht mehr geachtet. Was aber ziemlich befremdlich erscheint – ja sogar ein wenig erschreckend – ist die Invasion von teilweise schon als „verrückt“ zu bezeichnenden Lebensmittelkombinationen und deren Zubereitungsmethoden.

Einerseits verlangt der Gesetzgeber elendslange Auflistungen von den in der Gastronomie angebotenen Speisen, damit auch der dümmste Konsument kapiert dass z.B. in der Nusstorte auch Nüsse, Zucker, Eier und Mehl enthalten sind.

Andererseits darf bei bestimmten Veranstaltungen und in besonderen Verkaufsstellen „Nahrung“ angeboten (und verkauft) werden, die für Normalverbraucher nicht mehr als solche erkennbar ist, oder zumindest Erklärungsbedarf wirklich notwendig ist, wenn man des „D-englischen“ nicht unbedingt mächtig ist. Erst kürzlich hat es in Liezen ein Paradebeispiel zu diesem Thema gegeben, wobei der „Genuss aus aller Welt“ so manchem bodenständigen Ennstaler eher im Hals stecken blieb. Und das nicht nur wegen dem „gesalzenen“ Preisniveau der angebotenen Ware.

Ein kleiner Auszug aus dem Angebot gefällig?

HOMESTYLE POMMES, BUFFALO SOLDER, HIKORY, SWEET DOG (hoffentlich musste er nicht leiden), MASSAMAN CURRY, ENTE in TAMARINDEN SAUCE, PULLED PORK; QUESADILLA CHICKEN FAJITA, CIDRE STEAK, oder als Gipfel der Abnormität vielleicht „WÜRMEN MIT SALAT“ oder einen „PROTEINSNACK“ der dir starr ins Auge blickt. Mahlzeit!!!!!!!!!!

Wie heimisch und „rustikal“ fühlte ich mich, als ich danach bei Burger King vorbeifuhr und das Angebot des „Cafe 2 go“ eindeutig interpretieren konnte. Das wirkte schon fast wie daheim bei Oma gegen die Exotik der oben angeführten kleinen Auswahl an...... Nahrung?

Automatisch fragt man sich bei solchen Trends, ob unsere Enkerl und Urenkerl noch Irgendwann von Irgendwem eine Schotsuppe, einen Kaiserschmarren, einen Sterz, eine „Blunzn“ oder einfach nur eine Gemüsesuppe mit Apfelstrudel zu Essen bekommen können.

Dafür gibt es jetzt ein neues Projekt an drei landwirtschaftlichen Fachschulen wo gelehrt wird, wie frisch Zubereitetes im Vergleich zu Fertiggerichten schmeckt. Dabei soll „vor Allem das Lehrpersonal“ geschult werden, damit dieses den „nötigen Riecher“ für gutes Essen weitergeben kann! Na Prost und Mahlzeit, wenn dazu extra geschult werden muss.

In Zeiten, wo im Fernsehen Köche zu Stars werden, weil sie ein Schweinsbratl live zubereiten können, oder ein Ei im Backrohr produzieren und dabei eine dreiviertel Stunde Strom verbrauchen, ist diese Vorgangsweise vermutlich aber durchaus berechtigt.

Also nützen wir die Gelegenheit, in unserer heimischen Gastronomie noch Frisches und Schmackhaftes aus der Region serviert zu bekommen, solange es das noch gibt.

Und nehmen wir uns doch selber bei der Nase. Gehen wir durch den nächsten Baumarkt und schauen uns die transportablen Großküchen an, die tatsächlich als „Griller“ bezeichnet werden. Neben einer technischen Unterweisung und einer Spedition zum Heimtransport braucht man dann rein gar nix mehr (außer Gasflaschen wie in einer Schlosserei) – zumindest wenn man der blumigen Bewerbung dieser „Gartenmonster“ Glauben schenken darf. Darauf schmeißt „Mann“ dann die vakuumverschweißten, fertig gewürzten Tiefkühlprodukte im Sonderangebot und freut sich wie ein Schneekönig, wenn nix anbrennt. Livestyle halt – und schnell muss es gehen.

Guten Appetit weiterhin, wünscht Otto S.

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