E-Mobilität ist in Selzthal ein alter Hut

Selzthal: Derzeit werden uns ja die Elektrobetriebenen Fahrzeuge als Wunderwaffe gegen die weltweiten Klimaveränderungen mit allen Mitteln schmackhaft gemacht.

Aber sooo neu ist diese Variante im Fahrzeugbau auch in unserer Gegend nicht.
Das zeigt das alte Foto aus dem Jahr 1961 vor dem damaligen Postamt Selzthal

Am Selzthaler Bahnhof wurden sämtliche Frachtstücke mit Elektrokarren zu den Zuggarnituren transportiert.
Und auch die Post verwendete für den Bahnposttransport und die Hauszustellungen im Ort solche Wägen.
Das war ein Knochenjob für die damaligen Paketzusteller, zu denen auch mein Vater gehörte.

Sie stellten Jahrzehntelang die Pakete im gesamten Ortsgebiet von Selzthal ebenfalls mit so einem „E-Karren“ zu, wie er kurz und bündig bezeichnet wurde.
Der Fahrer stand ganzjährig ohne Wetterschutz bei Schneesturm, Regen oder Sommerhitze auf der Kanzel und mit einem Lenkhebel wurde das Gefährt gesteuert.

Das Zustellgebiet reichte von Neulassing und „Moos“ bis hinaus zum Friedhof. Weil damals noch alles was verschickt wurde mit der Post kam, reichte die Batterieleistung so eines Karrens oft nur einen halben Tag. Dann musste der Fahrer seine Fracht umladen und mit einem Reservewagen die Zustellung weiter durchführen. Und im Vorweihnachtstrubel musste oft zweimal zwischengeladen werden, weil damals wie heute tiefe Temperaturen der Batterie gehörig zusetzten.
Diese waren nicht vergleichbar mit heutigen Akkus, sondern noch wirklich Batterien, mit Zellen und Batteriesäure ausgestattet.
Sie waren sehr schwer und die Bereifung eher rustikal, was den Winterbetrieb zusätzlich erschwerte.
Ketten montieren gehörte bei solchen Witterungsverhältnissen zum Alltag, aber leider reduzierten diese die Reichweite des E-Antriebes noch zusätzlich.

Als dann der automobile Fortschritt auch bei der Post in Selzthal Einzug hielt, wurde es für die Zusteller richtig komfortabel. In der Fahrerkabine eines Kleinbusses war man vor den Wetter – und Temperaturunbilden plötzlich herrlich geschützt. Natürlich waren Klimaanlage oder Standheizung Fremdwörter, aber man hatte ein Dach über dem Kopf.

Die so zukunftsweisenden E-Karren verschwanden in der Versenkung und es bestand damals keinerlei Veranlassung, solche Transportfahrzeuge zu modifizieren oder Entwicklungsarbeit in dieser Richtung zu betreiben.
Schade eigentlich. Wer weiß um wie viel besser und vernünftiger diese Variante der Fortbewegung heute wäre, wenn sie nicht jahrzehntelang (bildlich gesprochen) auf einem „Abstellgleis“ gelandet wäre, von denen es in Selzthal ja notwendigerweise mehrere gibt.

Otto S.

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