EU-Parlamentarier zu Besuch in Raumberg
Raumberg-Gumpenstein: 15. April 2025 – Im Rahmen eines dreitägigen „Fact Finding Visits“ zum Thema Große Beutegreifer besuchte eine neunköpfige Delegation des Petitionsausschusses des Europäischen Parlaments das Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein. Abgeordnete aus ebenso vielen EU-Ländern wurden von Direktor Johann Gasteiner herzlich empfangen.
Im Fokus des Besuchs stand der fachliche Austausch zu Herausforderungen und Lösungsansätzen im Umgang mit dem Wolf in Österreich. Raumberg-Gumpenstein als Sitz des Österreichzentrums für Bär, Wolf und Luchs bietet dafür die ideale Plattform: Hier laufen zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte zur Koexistenz von Mensch, Nutztier und großen Beutegreifern.
Rebecca Rau vom Österreichzentrum präsentierte aktuelle Entwicklungen rund um die Wolfspopulation in Österreich. 2024 konnten mittels DNA-Analyse 96 Wölfe nachgewiesen werden. Acht Rudel – drei davon mit Reproduktion – und 726 bestätigte Nutztierrisse belegen, dass das Thema aktueller denn je ist. Besonders auffällig: Der Anteil an Rissen bei Rindern steigt, während jener bei Schafen leicht rückläufig ist.
Die Bedeutung der Weidewirtschaft und der Erhalt der rund 8.000 bewirtschafteten Almen Österreichs wurde von Thomas Guggenberger hervorgehoben. Der Rückgang von Weidetieren hat nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern gefährdet auch die Biodiversität.
Maria Naynar, Hirtin und Wissenschaftlerin, beeindruckte mit einem lebendigen Beitrag aus der Praxis. Sie schilderte den Alltag des Herdenschutzes – von Behirtung über Zäunung bis zum Einsatz von Herdenschutzhunden. Ihre Forderung nach einer sozialen und finanziellen Absicherung für Hirten sowie die in Raumberg-Gumpenstein angebotene Ausbildung stießen auf großes Interesse bei den EU-Abgeordneten.
Reinhard Huber berichtete über die konkreten Maßnahmen im Fall von Rissereignissen und machte deutlich: Der Aufwand für effektiven Herdenschutz ist hoch – mit über 120 Euro pro Schaf jährlich übersteigen die Kosten deutlich das durchschnittliche Einkommen aus der Schafhaltung.
Die Delegation zeigte sich tief beeindruckt vom hohen Niveau der Forschung, der praktischen Lösungsorientierung und der engen Verknüpfung von Wissenschaft und Ausbildung am Standort Raumberg-Gumpenstein. Der Besuch verdeutlichte, wie wichtig fachlicher Austausch, EU-weite Zusammenarbeit und maßgeschneiderte Maßnahmen im Umgang mit großen Beutegreifern sind – für Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft gleichermaßen.