Hassjagd durch Fake-Profile
Zahlreiche Festnahmen in ganz Österreich - Polizei geht mit Großschlag gegen Hasskriminalität vor
Am Morgen des 21. März 2025 wurde Österreich von einem der bislang größten koordinierten Polizei-Einsätze des Jahres erschüttert: Über 400 Beamtinnen und Beamte stürmten unter der Leitung steirischer Ermittlungsbehörden zeitgleich Wohnungen und Häuser in sieben Bundesländern. Das Ziel: ein kaltblütiges Täternetzwerk, das monatelang gezielt Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung brutal misshandelt haben soll.
15 Personen wurden festgenommen, darunter auch Minderjährige. Die dramatische Aktion – von der Polizei intern als „Operation Venator“ geführt – ist das Resultat monatelanger, verdeckter Ermittlungen gegen eine skrupellose Gruppe, die mit perfider Täuschung arbeitete: Die Täter lockten ihre Opfer mit gefälschten Dating-Profilen zu Treffen und fielen dann maskiert und in Gruppen über sie her. Gewalt, Demütigung, Schock – in mindestens einem Fall wird wegen versuchten Mordes ermittelt.
Die Zahl der Opfer steigt – und das Schweigen wiegt schwer.
Die Ermittler sprechen derzeit von mindestens 17 belegten Fällen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen. Viele Betroffene trauen sich aus Angst oder Scham nicht, Anzeige zu erstatten. Die Täter filmten ihre brutalen Übergriffe oft, stellten die Videos online – ein perfides System aus Einschüchterung und Hass, das weit über rohe Gewalt hinausgeht.
Spezialeinheiten im Einsatz – Täter aus fünf Nationen
Zu den Festgenommenen zählen zwölf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Sie stammen aus Österreich, Deutschland, Kroatien, Rumänien und der Slowakei. Auch eine Festnahme im Ausland konnte in Kooperation mit slowakischen Behörden durchgeführt werden. Bei den 23 Hausdurchsuchungen wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt, darunter auch Datenträger, die nun ausgewertet werden.
Hintergrund: Hass als Motiv
Die Fälle sind Teil eines wachsenden Problems in Österreich: sogenannte „Hate Crimes“ – Straftaten, bei denen Menschen aufgrund ihrer Identität, Religion, Herkunft oder sexuellen Orientierung zur Zielscheibe werden. Im Jahr 2023 wurden in Österreich 5.668 derartige Taten verzeichnet – Tendenz steigend.
Die Polizei ruft weitere Betroffene auf, sich zu melden – Anonymität und Schutz werden zugesichert. Hinweise nimmt das Landeskriminalamt Steiermark unter 059133/60-3333 entgegen.