Suchtprobleme frühzeitig erkennen

Steiermarkweit wird das Versorgungskonzept für Suchtkranke weiterentwickelt. Die Netzwerktreffen in den Bezirken – kürzlich in Gröbming, Liezen und Murau – liefern eine wichtige Basis dazu. Organisiert wurden sie vom Gesundheitsfonds Steiermark gemeinsam mit dem PSN Psychosozialen Netzwerk.

Am 21. November fand ein Netzwerktreffen zum Thema Sucht in Gröbming statt, am 6. Dezember in Liezen. Auch in Murau gab es im Herbst 2023 bereits einen Termin. Mit dabei waren jeweils Vertreter*innen aus den Bereichen Sucht und sozialpsychiatrische Versorgung, Pflege, Bildung und Jugend, Gemeinde und Kammern sowie Verwaltung und Polizei, die sich in World Cafés über die Suchtversorgung in der Region austauschten. Dabei zeigte sich unter anderem, dass Alkohol das größte Problem ist, gefolgt von Tabakprodukten (Snus) und Medikamenten. Immer stärker relevant wird auch die Spielsucht und das Thema Internet sowie Essstörungen.

Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark: „Um Menschen mit Suchterkrankungen möglichst gezielt versorgen zu können, ist uns der Austausch mit den einzelnen Regionen sehr wichtig. Daher wird es in den nächsten Monaten auch in weiteren Regionen Netzwerktreffen geben. Die Ergebnisse daraus fließen in unser Versorgungskonzept mit ein, das wir gerade weiterentwickeln.“

Zusätzliche Angebote über PSN in Liezen im Suchtbereich

Organisiert werden die Veranstaltungen in den Regionen vom Gesundheitsfonds, gemeinsam mit den regionalen Suchthilfeanbietern, in Liezen ist das Psychosoziale Netzwerk (PSN). Dieses erweitert mit seinen umfassenden psychosozialen Angeboten die Suchthilfeangebote in der Region Liezen ab Jänner 2024. „Damit wird ein niederschwelliger Zugang für Suchtklientinnen und -klienten ermöglicht“, so Michael Truschnig Geschäftsführer des PSN. Das PSN verfügt zusätzlich zu ausgebildeten Suchtberater*innen über versorgungwirksame Angebotsstrukturen, wie Journaldienste, ein multiprofessionelles Team und einen regelmäßigen Verbindungsdienst zu den Stationen des LKH Graz II Süd sowie über fachärztliches Personal im Sozialpsychiatrischen Ambulatorium Liezen.

Frühzeitige Sensibilisierung

Marc Keglevic, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Kardinal Schwarzenberg Klinikums in Schwarzach/Pongau gab Einblick in die Suchtversorgung in Salzburg. „Der Pongau und der Bezirk Liezen sind ähnlich strukturiert. Und wie generell in Österreich ist die Alkoholsucht jene Suchtform, die am weitesten verbreitet ist. Leider ist es so, dass bei vielen Betroffenen das Bewusstsein fehlt. Wir müssen daher noch stärker bei der Prävention ansetzen. Was heißt gesunder Alkoholkonsum? Ab wann wird es risikoreich“, so der Experte. Im Pongau gäbe es dazu auch gute Ansätze, bei denen mit Vereinen kooperiert wird. „Das Bewusstsein fängt ja dort an, wo sich viele junge Menschen treffen und die Vorbildfunktion in der Feuerwehr, im Sport- oder bei einem anderen Verein ist einfach wichtig ist.“

Gutes regionales Versorgungsnetz in der Steiermark

Alkoholprobleme werden oft sehr lange kaschiert. Umso wichtiger sei daher das frühzeitige Ansprechen. „Wenn Menschen etwa wegen Leberproblemen oder Gastritis in Behandlung sind, ist meistens Alkohol ein Thema. Da ist es wichtig, dass die behandelnden Internistinnen und Internisten schon das Thema ansprechen. Wenn Betroffen bei uns in die Klinik kommen, ist es meistens schon sehr spät.“ Wichtig sei auch eine klare regionale Versorgungsstruktur. „Das ist in der Steiermark mit den regionalen Anbietern, die aber auch zentral vernetzt sind, recht gut organisiert“, verweist er auf die im Gesundheitsfonds angesiedelte Suchtkoordination. „Es ist uns wichtig, bereits bestehende Strukturen und Ressourcen sinnvoll zu nutzen und das Angebot bedarfsgerecht zu erweitern“, so Juliane Cichy Suchtkoordinatorin des Landes Steiermark.

Neue Trinkkultur als gesellschaftliche Aufgabe

Jemanden zum Entzug bzw. zur Therapie zu „verpflichten“, sei lt. Keglevic meist nicht erfolgreich. Generell ist die Rückfallquote leider sehr hoch. Keglevic spricht von rund 85 Prozent, die nach der ersten Entgiftung wieder rückfällig werden. „Das ist natürlich frustrierend. Es wäre aber falsch, die Erkrankten zu verurteilen. Der erste Schritt ist immer, die Ursache der Erkrankung zu verstehen, dann könne man auch gemeinsam an Zielen arbeiten. Und das Hauptproblem bei uns ist sicher, dass Alkohol bei uns gesellschaftlich so stark verankert ist. Da gibt es leider nicht viele Länder, wo das stärker der Fall ist. Das sollte uns schon zu denken geben", verweist Keglevic auch auf die dringend erforderliche Weiterentwicklung in der Gesellschaft. „Das ‚Komasaufen‘ ist zum Glück ein bisschen aus der Mode gekommen bei den Jugendlichen, die Zahlen der an Alkoholsucht Erkrankten sind aber recht konstant.

Da haben wir noch einiges zu tun.“ Umso wichtiger daher auch Aktionen wie „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“, die Initiative des Landes Steiermark für eine neue Trinkkultur. Nähere Infos: www.mehr-vom-leben.jetzt

Werbung

Werben auf BLO24

Sie haben Interesse auf unserer Plattform zu werben? Dann zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns unter +43 (0)664 222 66 00.