Exotischer Eier-Dieb im Hühnerstall
- verfasst von BLO24
- Steiermark
St. Marein bei Graz: Mit einem Vorfall, der selbst erfahrene Jäger ins Staunen versetzte, begann ein ereignisreicher Morgen in der beschaulichen Gemeinde südlich von Graz: Ein südamerikanischer Nasenbär hatte sich unbemerkt in einen Hühnerstall geschlichen – und bediente sich dort genüsslich am Frühstücksbuffet der Legehennen.
Was für den Landwirt als rätselhafter Eierverlust begann, endete in einem tierischen Abenteuer: Als der Besitzer verdächtige Spuren im Stall bemerkte und seltsame Laute vernahm, war klar – hier war nicht der Fuchs der Übeltäter. Der alarmierte Jagdleiter der Gemeindejagd, unterstützt von einem Spezialistenteam der Tierschutzorganisation Arche Noah, rückte an. Gemeinsam gelang es ihnen nach einer spannenden Verfolgung durch Hecken und Hühnergehege, den unerwarteten Gast unversehrt einzufangen.
Ein Räuber mit Ringelschwanz
Woher das exotische Tier, das ursprünglich in Südamerika von Kolumbien bis Uruguay beheimatet ist, stammt, bleibt bislang ungeklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein aus Privathaltung entkommenes oder ausgesetztes Exemplar – ein leider nicht unübliches Phänomen, wie Experten warnen. Der Nasenbär wurde vorerst im Tierpark Herberstein untergebracht, wo er nun artgerecht versorgt wird.
„Ich bin froh, dass das Tier rasch eingefangen werden konnte“, erklärte Bezirksjägermeister Harald Schönbacher nach dem erfolgreichen Einsatz. „Der betroffene Landwirt war natürlich besorgt um seine Hühner, aber auch unsere heimische Vogelwelt ist gefährdet. Gerade zur Brutzeit können solche Nesträuber großen Schaden anrichten.“
Gefahr für die Artenvielfalt
Tatsächlich gelten Nasenbären in Europa als invasive Art. Ihre hohe Reproduktionsrate – drei bis sieben Junge pro Wurf – und ihre Anpassungsfähigkeit machen sie zu einer Bedrohung für viele heimische Tierarten. Als flinke Kletterer und geschickte Allesfresser plündern sie Nester und machen selbst vor Singvögeln nicht halt.
„Nasenbären mögen niedlich aussehen, aber ihre Ausbreitung in der freien Natur kann verheerende Folgen haben“, warnen Fachleute. Die EU führt die Art daher auf ihrer Liste problematischer invasiver Spezies.
Jäger im Einsatz für den Naturschutz
Der Einsatz in St. Marein zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft, Behörden und Tierschutzorganisationen ist. Dank des schnellen Eingreifens konnte der pelzige Eierdieb unschädlich gemacht und ein größerer Schaden für heimische Tierarten abgewendet werden.
Für die Hühner im Stall und die brütenden Singvögel in den Hecken endet dieses Kapitel glücklicherweise mit einem Happy End – und der Nasenbär darf seine Abenteuer künftig in sicherem Abstand zu Europas Nestern erleben.