Siegreich ohne zu töten

„Ich bring sie um!“, fluche ich lautstark.
„Das wirst du nicht“, antwortet meine Frau gelassen, „sie steht unter Artenschutz und ist nützlich.“
„Als Produzent für Pisse und Kacke?“

„Nein, als Insektenvertilger, oder meinst du es wäre angenehm auf dem Balkon, wenn Tausende Mücken oder Gelsen um uns herumschwirren?“

Irgendwie hat sie wieder mal recht und ich blicke nachdenklich zum nahen Bächlein hinüber – bestimmt eine Brutstätte für Insekten. So gesehen war sie ein Segen und ihre artistischen Flugmanöver, wenn sie in rasantem Tempo in der Dämmerung an unserem Balkon vorbeijagt, beobachte ich jedes Mal mit Vergnügen. Doch warum muss diese Fledermaus sich ausgerechnet auf unserem Balkon hängen, die Wand mit ihrer Pisse markieren und ihren Kot auf meiner Sesselauflage verteilen. Der Balkon ist mein Revier und ich muss es schützen.

„Was machen wir gegen das Biest?“ Es konnte nicht schaden zu fragen, vielleicht hat meine Frau ja eine Idee.
„Keine Ahnung.“
Typisch, was ich nicht machen soll, weiß sie immer.
„Also gut ... dann GOOGLE,“ murre ich vor mich hin.

Schlauer wurde ich dabei nicht. Ich will meinen Balkon nicht verglasen, mich auch nicht mit einer Wasserpistole auf Nachtwache legen, und eigentlich ist es mir ja zuwider, dieses nützliche Lebewesen zu töten. Also ruf ich meine Mutter an und erzähle von meinem Dilemma. Meiner Mutter fragt danach: „Warum machst du die Nacht über kein Licht an?“
„Strompreis?“, versetze ich lakonisch.

„Ach Bub, in welchem Jahrhundert bist du denn stehen geblieben“, lacht sie, „es gibt doch Solarleuchten, Gratis-Licht! Ich schenke dir eine.“

Und was soll ich sagen? Es funktioniert. Unser Balkon ist seither über Nacht beleuchtet und die Fledermaus hat ihr Schlaflager nicht mehr auf unserem Balkon. Ganz entspannt sehe ich nun wieder den rasanten Flugmanövern der Bat-Fighter zu, außer ..., es regnet wieder einmal.

Wissenswertes über Fledermäuse